1. April 2013

Ja, ich bin dann am vergangenen Donnerstag auf’s Zimmer gegangen. Und dann, ja dann habe ich irgendwie längere Zeit nicht mehr geblogt. Ist halt so. Hatte dann irgendwie doch die Lust verloren, jedes einzelne Ereignis des Tages weiter zu beschreiben.

Und heute? Ja heute ist Ostermontag, abends um 22.00 Uhr und ich bin schon seit Karfreitag wieder zuhause. Ostern war kalt, viel zu kalt. Habe keine Ostereier im Garten gesucht. Zwar liegt bei uns – im Gegensatz zum Norden Deutschlands – kein Schnee mehr, aber “warm” ist anders.

Was gab es denn so seit meinem letzten Blog?

Es war langweilig im Krankenhaus. Ich war halt nur noch “unter Beobachtung”. War okay so. Musste ja sein. Denn der Eingriff war ja doch etwas “Neues”. Heute, gut 4 Tage später habe ich immer noch Probleme mit dem Schlucken. Es tut immer noch weh, wenn gröbere Teile durch die Speiseröhre rutschen. Ich habe mir daher in den letzten Tagen wirklich fast ausschließlich Breiförmiges gegönnt. Ist dann doch stressfreier.

Um das aber ganz klar zu sagen. Hier jammert jemand auf hohem, auf sehr hohem Niveau. Ich bin doch ein richiger Pienzer. Da jammere ich rum, dass es beim Schlucken weh täte. In Wirklichkeit kann ich von unglaublichem Glück sagen, denn mein Karzinom ist doch sehr früh gefunden worden. So früh, dass man mich nicht aufschnippeln musste. Wie hätte ich erst gejammert, wenn man mich hätte öffnen müssen? Also bin ich lieber ganz ruhig. Und bei jedem Bissen, den ich jetzt nach unten gleiten lasse, genieße ich, das ich ihn spüre. In einer Woche dürfte alles wieder vorbei sein. Dann kann ich wieder alles essen – und trinken.

Wie geht es weiter? Ja, der nächste Krankenhausaufenthalt ist schon terminiert. Ich werde am 26. Juni wieder die Koffer packen. Dann schaut man wieder in mich rein und wird dann auch gleich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch einmal mit der RFA aktiv werden. Das ist in sehr vielen Fällen notwendig, da kleine Reste nach der ersten Behandlung noch vorhanden sind. Ich rechne dann aber mit weniger Verkochungen als dieses Mal, denn es kommt nicht mehr das “Rundum-Teil” zum Einsatz. Also gehen wir die Sache positiv an und warten einfach mal ab.

Und sonst? Wie war es denn noch weiterhin im Krankenhaus?

Wie gesagt – langweilig. Ich habe mich abends noch mal für zwei Stunden ins Internet begeben und Literaturrecherche betrieben. Nirgendwo hat man soviel Zeit für so etwas, wie im Krankenhaus. Zwei junge Damen saßen am Nachbartisch und waren auch beim Surfen. Wir kamen ins Gespräch.
Ich hielt sie für Angestellte – FSJ-ler oder so. Ich täuschte mich. Es waren Patientinnen.
“Unterhalten Sie sich lieber nicht mit uns”, so ihre Aussage. “Wir sind ein bisschen verrückt.” Die beiden jungen Damen, 20 und 29 Jahre alt, waren auf der Station für Psychosomatik und Psychotherapie.
Die eine litt am Borderline-Syndrom und hatte sonst noch so einiges. Die andere hatte heftige Panikattacken und war zuhause geschlagen und – so ihre Aussage – vergewaltigt worden. Sie sollten für längere Zeit stationär behandelt werden. Beide bekamen Medikamente und Gesprächstherapien. Nach Hause wollte keine von den beiden.

Als ich kurz über meine Krankheit berichtete, waren beide betroffen. Mir wird dann immer ganz anders. Mir geht es doch gut, sehr gut sogar. Aber das wollten die beiden nicht glauben. Für die war ich schnell ein bedauernswerter Mensch. Dabei ging es doch offensichtlich den beiden jungen Damen sehr viel schlechter als mir. So jedenfalls mein Empfinden.
Klar darf ich sagen, dass es mir in meiner Jugend – und nicht nur da – doch sehr gut ging. Das Elternhaus spielt eine große Rolle und da kann ich mich doch wirklich nicht beklagen. Aber bei diesen beiden jungen Damen scheint dieses Elternhaus überhaupt nicht gestimmt zu haben. Und wie soll das Leben da gut laufen? Da ist die Chance auf einen guten Start doch nur recht gering.

Warum ist das Leben nur so ungerecht?

Ich habe dann abends noch länger über meine krankentechnischen “Peanuts” nachgedacht. Immerhin bin ich schon 55 Jahre alt und habe die allermeiste Zeit davon mehr als zufriedenstellend hinter mich bringen dürfen. Und die restlichen 45 Jahre werde ich das sicherlich auch noch schaffen.

Die Nacht war gut. Mein neuer Zimmerkollege – ein schweigsamer Mensch – schlief ruhig und ohne störende Geräuschkulisse. Ich hatte dieses Mal wirklich Glück.

Am Karfreitag holte mich dann gegen 10.00 Uhr die Lieblingstochter ab. Wir fuhren Richtung Pfalz.
War die erste Rückfahrt vom Krankenhaus Anfang Januar noch ein erhebendes Gefühl, so war diesmal eigentlich alles normal. In meinem Kopf ist nicht mehr der Gedanke daran, dass etwas ganz besonderes geschehen ist. Natürlich ist der gemachte Eingriff etwas “Neues”, denn schließlich gibt es diese Methode noch nicht zu lang. Aber irgendwie betrachte ich das aus meiner Sicht mittlerweile als vollkommen normalen Vorgang. Ich weiss, was schon mit mir gemacht wurde und ich weiss, was noch auf mich zukommt. So werden die Fahrten über den Rhein ins Krankenhaus und der Weg zurück in die Pfalz zur Normalität. Eine Normalität, von der ich 4 Monate zuvor noch nichts geahnt hatte.

Ostern 2013

In den vergangenen Tagen lief alles relativ beschaulich ab. Ostern im Kreis der Familie. Bäume ausreissen war für mich noch nicht angesagt. Der Kreislauf muss erst mal wieder auf Toruen kommen. Mein Hausarzt hat mich am Samstag noch krank geschrieben für die nächste Zeit. Das wird mir sicherlich gut tun.

Um nicht ganz zum Sofa-Messie zu werden, habe ich hier und da wieder mal Ordnung geschaffen. Dabei geht es nicht nur um den Keller, sondern auch um den Schreibtisch. Sowohl den physikalisch vorhandenen Schreibtisch als als auch den auf dem Laptop. Schade nur, dass das Chaos auch da sehr schnell wieder einziehen wird. Das hat noch nie länger als ein paar Tage gehalten.

Heute mittag fiel mir dann beim Aufräumen ein Puzzle in die Hand. Ein Puzzle, dass unser Töchterchen vor vielen vielen Jahre mal bekommen hat. Damals war sie “Diddl-Fan”. Es war wohl die erste Zeit in der Schule, als dort die Diddl-Mania ausgebrochen war. Jeder brauchte möglichst alles vom Diddl. Gesammelt wurde alles, worauf “Diddl” stand.

Nach Arbeiten war mir dann nicht mehr zumute. Ich begab mich heute Mittag zurück in die infantile Phase, kippte das 500-Teile Puzzle auf dem Wohnzimmertisch aus und ließ mich durch nichts mehr ablenken. Um mich herum versank die Welt. Ich war im Diddl-Koma. Und das Ding war schwer, richtig schwer. Ich bin teilweise richtig verzweifelt. Dass die Tochter mich dabei fotografierte, fiel mir gar nicht auf. Heute Abend schickte sie mir eine Mail mit einem Foto. Darauf ist der Patient im Diddl-Koma zu sehen. Das Bild sah dann so aus:

Um irgendwelchen neuerlichen Diskussionen zum Copyright bezüglich des Bildes gleich im Keim zu ersticken: Ja liebe Mona, Du hast das Copyright!

Von 12 Uhr bis 18 Uhr saß ich dran. Dann war ich fast fertig. Es fehlten vielleich noch knapp 100 Teile. Dann ging es mit meiner lieben Gattin zum Essen. Ostern soll man eigentlich nicht zum Essen gehen, da ist es immer so voll. Wir hatte Glück. Der große Ansturm beim “Erwin” kam erst kurz nachdem wir Platz genommen hatten. Während meine liebe Gabi sich ein Rumpsteak gönnen konnte, war für mich wieder die softe Variante angesagt. Eine Kürbiskernsuppe und Weinbergschnecken kamen dann dabei heraus. War okay! Man ist mal wieder rausgekommen.

Als wir heimkamen – es war nicht anders zu erwarten – hatte die Tochter sich über das Puzzle hergemacht. Im Zentrum des Puzzles waren einige recht leichte Teile, die sie problemlos geschafft hatte. Für mich hatte sie nur noch einige – für sie wohl zu schwere – restliche Teile übrig gelassen. So sind sie halt. Immer nur den Vadder ärgern!

Jetzt geht der heutige Tag zu Ende. Zum Abschluss des Tages darf ich noch vermelden, dass ich morgen früh erst einmal meinen Job kündigen werde. Im Sommer werd ich dann mit meiner Gabi nach Kroatien an die Adria ziehen. Da ist es wärmer als hier. Dort werde ich von dem – bis jetzt hier verschwiegenen – Hauptgewinn im Lotto für den Rest meines Lebens gut leben können.

Vielleicht werde ich dann irgendwann auch mal wieder was in diesen Blog schreiben.

Gut’s Nächtle! Es ist 23.36 Uhr. Zeit für’s Bett!

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