1. bis 3. Februar

Hey, wir haben ein Wochenende voller Genuss hinter uns. Warum immer nur Trübsal blasen? Warum denn am Wochenende immer arbeiten? Es geht auch mal anders. Das Wochendende war anders.

    Achtung: Meine liebe Frau und meine Tochter sind der Meinung, dass dieser Beitrag hier nur peinlich sei. Es wird jederman empfohlen, diesen Text nicht zu lesen. Also bitte: Wenn ihr eure kostbare Zeit nicht verschwenden möchtet, dann unterlasst es, diesen peinlichen Eintrag zu lesen!!!

Es gibt darüber viel zu schreiben. Denjenigen Lesern, die hier wieder Berichte über die Krankeit erwarten, die mit “Kr” anfängt und mit “bs” aufhört, kann ich gleich sagen, dass es sich überhaupt nicht lohnt, an dieser Stelle an diesem Tag weiter zu lesen. Heute gibt es überhaupt nichts aus dieser Richtung zu berichten.

Heute sind wir mal ganz auf “Wellness”. Das spricht man vorne so, dass nicht die obere Zahnreihe auf die Unterlippe aufsetzt, so wie bei “Wetter” oder “Walter”. Man spricht das so, das man vorne so etwas wie ein “U” spricht. Dieses “U” geht dann direkt über in das “ellness”. Verstanden?

Warum erzähle ich das? Weil wir ein Wochenende der Ablenkung hinter uns haben. Andere Gedanken. Andere Umgebung. Andere Aktionen.

Meine liebe Gattin, der ich am 8.8.1988 versprochen habe, sie bis zum Ende unserer Tage zu lieben, hatte mal wieder die alljährliche Wiederkehr ihrer Geburt zu feiern. Es war ein runder Geburtstag. Mir ist entfallen, welche Zahl da vorne davor steht. Egal!

Geplant war eigentlich nichts, zumal am Tag vorher noch der Krankenhaustermin mit ungewissem Ausgang anstand. Jedenfalls hatte ich ihr vorgeschlagen, dass nicht gefeiert wird. Sie war damit voll und ganz einverstanden. Sie wollte nur ihre Ruhe.

Aber im Hintergrund hatten natürlich der Herr Gatte und die Frau Tochter schon längst geplant. Die liebe Frau wusste nichts, ahnte nichts.

Am Abend vor dem Geburtstag dann die Mitteilung, dass wir am nächsten Tag fortfahren werden. Wir werden drei Tage ins Blaue fahren. Mitzunehmen seien nur ein paar Kleider und Badesachen. Das Ziel wurde nicht genannt, noch nicht einmal die Fahrtrichtung.

“Frau” wollte nicht. “Frau” hatte keine Lust. Die Fahrt ging mit einigen gezielt geplanten Umwegen (zwecks Verwirrung) über Frankreich in Richtung Süden. In allerletzter Sekunde bog ich kurz vor Straßbourg nicht rechts ab nach Paris. Sie sagte:” Nein, nicht nach Paris!” Das klang überzeugend und wurde befolgt. Nach Erreichen der Ausläufer der Vogesen ging es dann wieder Richtung Deutschland und wir landeten irgendwann in Freiburg bei der einzigen Lieblingstochter.
Die war natürlich auf alles vorbereitet. Die Mutter war morgens noch enttäuscht gewesen, das Töchterchen am Ehrentag gar nicht sehen zu können. Jetzt war der Frohsinn wieder da.

Geschenkchen wurden überreicht und gereichten zur allgemeinen Erheiterung. Auch die eine oder andere – von der Tochter selbst – bereitete kulinarische Besonderheit fand ihre Abnehmer.

Dann ging die Fahrt weiter zum unbekannten Endziel des Tages. Es ging nach Bad Krozingen.

Dort hatte der liebende Gatte ein Wellness-Arrangement für 2 Personen gebucht. Das kam dann sehr gut an. Es ist nicht so, dass ich das gebraucht hätte – im Gegenteil. Aber es ist allgemein bekannt, dass ein relativ großer Teil der weiblichen Bevölkerung ganz empfänglich für solche Dinge ist. Meine liebe Gabi würde dies sicherlich sehr gut finden. Ich hatte mich nicht getäuscht.

Der Abend war schön. Wir haben ihn genossen. Die ganze kleine Familie.

Am nächsten Morgen dann “Wellness”, mit “U” ganz vorne. Gerade gegenüber von unserem Hotel war unser Ziel. Die Vita-Classica-Therme war unser Tagesdomizil. Meine liebe Frau freute sich. Und ich? Nun ja, das ist ja eigentlich nicht mein Ding. Muss das eigentlich sein, dass ich da auch rein gehe?

“Watt mutt, datt mutt”, also rein in die Therme. Je näher wir kamen, desto größer wurde das Unbehagen in mir. Im gleichen Maße stieg die Vorfreude beim weiblichen Teil unseres Paares. Für mich war es Höchststrafe. Wahrscheinlich hatte ich es nicht besser verdient.

Nach dem Empfang der Bademäntel ging es in erste Anwendung. Das “Kleopatra-Bad” war angesagt. Was würde da wohl auf mich zukommen. Zuerst einmal ging es los mit Meersalz. Nach dem Duschen wurden wir mit grobem Salz eingerieben. Von oben bis nach unten.

Dann der gemeinsame Einstieg in die große Wanne. Bei dämmrigem Licht und leichter – völlig neutraler – Hintergrundmusik kam dann die von Kleopatra bevorzugte Ziegenmilch zum Einsatz. Ein Bad in Ziegenmilch mit perlendem Wasser. Gleichzeitig lieferte die Wanne ein wechselndes Lichtspiel in allen Farben ab. Meine Lebensabschnittgefährtin war hin und weg. Sie genoss! Ja, wir werden unser Bad demnächst umbauen und jeden Tag ein solches Bad nehmen.
Ich denke da eher praktisch. Von wo soll denn die viele Ziegenmilch kommen? Sollen wir im Garten eine Ziegenzucht aufmachen? Wäre dann wohl angebracht.

Irgendwie ist das wirklich nicht mein Ding. Aber man muss zugeben. Es beruhigt und das überträgt sich. Nach dem Bad durften wir ruhen.

Danach geht es gleich weiter. Wir werden abgeholt und dann getrennt. Die nächste Anwendung ist im Anmarsch.

Was sollte sich ein Mineraloge schon aussuchen. Natürlich eine “Hot-Stone”-Massage.
Meine ursprüngliche Befürchtung, jetzt mit glühenden Lavabrocken traktiert zu werden, hat sich nicht bewahrheitet. Aber vulkanisch wurde es dann doch.

Die Dame, die sich jetzt 80 Minuten um mich kümmern sollte, war wohl indischen Ursprungs und hatte mein Alter denn doch schon deutlich überschritten. Sie bettete mich zunächst rücklings auf den Massagetisch.
Dabei unterlegte sie meinen Rücken mit heissen Steinen. Heisse Steine aus Basalt waren es. Es war schon heftig. Es dauerte länger, bis ich es schaffte, mich ganz danieder zu legen. Manchmal ist es doch von Vorteil, ein Hohlkreuz zu haben. Die runden Basaltsteine waren teilweise zu klein, um ihren heissen Kontakt zu mir herzustellen.

Weitere Steine auf Stirn, Wangen und Bauch folgten. Dann ging es weiter nach unten, gleich in den Bereich der Füße. Auch zwischen allen Zehen wurden kleine heisse Steine versteckt. Ich kam mir vor, wie ein Frühlingsgarten, im dem man überall Ostereier versteckt. Nur waren es bei mir heisse schwarze Steine.

Dann erfolgte die Massage. Während meine ganze Bekleidung nur aus einem (sehr) schmalen Streifen eines Mini-Handtuchs bestand, wurden mir Arme und Beine sehr sehr intensiv unter Hinzunahme von reichlich Öl mehr als intensiv massiert. Mal mit Steinen, mal ohne. Auch am Kopf wurde nahezu nichts ausgelassen. Die Dame arbeitete sich an Stellen vor, die ich selber wohl noch nie in meinem Leben erreicht hatte. Ich betone hier ausdrücklich, dass hier ausschließlich ungefährliche Körperteile in Angriff genommen wurden.

Die stille Prozedur dauerte bestimmt eine halbe Stunde. Dann durfte ich mich langsam erheben. Gar nicht so einfach mit den harten Brocken im Kreuz. Druckstellen waren sicherlich überall vorhanden.

Ich wurde gewendet. So wie das wohl jedem Schnitzel geht. Garen von beiden Seiten. Bauchwärts kam ich zu liegen. Nun ja, dann gab es wieder Steine. Überall auf dem Rücken und auf den Beinen wurden die Kiesel verteilt. Meine gesamte sehr schmal geratene Bekleidung hatte ebenfalls die Seite gewechselt und befand sich nur zentral auf dem nach unten verlängerten Teil es Rückens.

Während die Dame sich wieder intensiv mit (fast) allen Teilen der ihr nun zugänglichen Körpterteile ölenderweise beschäftigte, gingen mir andere Dinge im Kopf herum. Es hat schon leichte Nachtteile, wenn man mit einem BMI von knapp 30 auf der Pritsche liegt. Das war früher mal deutlich weniger. Ich war immer nur ein Strich in der Landschaft. Das Wohltstands-”Geschwür”, dass ich – wie viele deutsche Männer – vor mir her trage, drückte mich jetzt dann doch etwas.
Es war kein Angstschweiss, aber ein gewisses Unbehagen überkam mich jetzt. Der Druck führte dazu, dass ich mir ernsthaft Gedanken machen musste, ob das Sauerkraut, dass ich am Vorabend genossen hatte, jetzt eventuell noch zu unangenehmen Spätfolgen führen konnte. Das wäre ja gar nicht in meinem Sinne. Gespannt wartete ich auf das, was sich tun würde.

In unseren westlichen Zivilisationen ist es nicht angemessen, die aus dem Genuss von Nahrungsmitteln resultierenden gasförmigen Ergebnisse in irgendeine Richtung entweichen zu lassen. Das war ganz anders, als ich mal in China war. Da gehört das irgendwie zum guten “Ton”, im wahrsten Sinne des Wortes.

Ich lag jetzt aber hier auf der steinigen Massagebank und befand mich in der Spätphase der Verdauung des Sauerkrauts.

“Die Hoffnung bleibt”, so lautet das Motto meines Blogs. Und auch dieses Mal erfüllte sich meine Hoffnung. Ich kam ohne Kolateralschäden durch. Ein Stein fiel mir vom Herzen – oder besser gesagt: vom Rücken!

Eine andere unangenehme Nebenwirkung kam aber langsam auf. Während man da so mit nach unten angelegten Armen liegt und behandelt wird, wird es einem schon warm. Und irgendwann war es dann meine Nase, die sich meldete. Ein leichtes Kribbeln. Nervig! Das Kribbeln bleibt. Es steigert sich ganz leicht. Vorne am linken Nasenloch! Da liegt man jetzt und kann nichts machen. Man versucht sich zu konzentrieren, aber es geht nicht. Und dann steigt das Kribbeln langsam weiter nach oben. Millimeter für Millimeter nach oben. Und das nervt. Das nervt ohne Ende. Das nimmt einem den ganzen Genuss. Aber man kann auch die Hand nicht nach oben nehmen und kratzen. Und die Dame aus Indien werde ich ganz bestimmt nicht fragen, ob sie mir mal die Nase kratzen kann.

Der Mann versucht sich abzulenken. Denken wir doch einfach mal an was anderes. Was könnte man denn denken? Man könnte über die Steine nachdenken. Es sind Basalte. Von wo kommen denn diese Basalte? Gibt es die denn bei Bad Krozingen. Ich kenne den Kaiserstuhl zu wenig, um zu beurteilen, ob diese sehr dunklen dichten Steine von dort stammen. Vielleicht hat ja auch die indische Dame diese runden glatten Steine mitgebracht. Und die Nase juckt!

Was würde ich wohl an Mineralen finden, wenn ich diesen Basalt untersuche? Welche Olivine, welche Pyroxene sind drin? Was ist noch drin? Man könnte doch mal einen Dünnschliff machen und den Stein untersuchen. Es müsste ja nicht der größte sein. Ein kleiner reicht ja auch. Und die Nase juckt!

Ist es ein Alkali-Basalt? Oder gehört das Gestein eher zu einem anderen vulkanischen Ereignis? Und die Nase juckt!

Nach einer guten Stunde bin ich dann intensivst durchgewalkt. Und ich muss zugeben, dass es letztlich doch gut getan hat. Der ganze Körper ist ölig, aber er ist erholt. Die Dame verlässt schweigend den Raum und lässt mich noch etwas liegen. Trotz kribbliger Nase bleibe ich jetzt liegen bis zum Ende.

Mein Versuch, ihr später einen der Steine abzuschwatzen, scheitert kläglich. Die Steine sind wohl abgezählt. Da kann sie nichts rausgeben. Schade, so werde ich wohl nie erfahren, welche Basalte zwischen meinen Fußzehen versteckt waren.

Unerwartet treffe ich vor der Tür wieder auf meine beste Gattin. Sie schwebt auf Wolke 7. Sie hat genossen. Sie ist gut drauf.

Den Rest des Tages, in den verschiedenen Bädern der Therme und in der Sauna werde ich an dieser Stelle nicht weiter erläutern. Es wird auch nicht wirklich jemand interessieren.

Nach einem weiteren schönen Abend in Freiburg nutzen wir den Sonntag, um langsam wieder in die Heimat zurück zu kehren.

Es war ein ruhiges und gediegenes Geburtstags-Wochenende. Wir haben es genossen und haben nur positive Gedanken gehabt.

Das Wort mit “Kr” am Anfang und “bs” am Ende hat keine Rolle gespielt. Und das ist gut so!

Es wird früh genug wieder Einzug in mein Leben halten. Spätestens am 6. Februar. Aber warten wir mal ab!

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