3. März 2013

Die Sonne scheint wieder. Es ist gutes Wetter. Und das ist gut so. Da kann man sich an der frischen Luft bewegen.

Wenn ich morgen früh zum Arzt gehen würde, dann würde er mich ganz sicher wieder krank schreiben. Ich habe auch lange überlegt, ob ich das machen werde. Ich habe mich dagegen entschieden. Ich werde doch wieder zur Arbeit fahren. Eigentlich hatte ich mir ganz fest vorgenommen, diesmal so lange zu Hause zu bleiben, wie es mein Hausarzt meint, aber davon wird nichts anders. Die Arbeit an der Uni, die ich zu machen habe, wird kein anderer machen. Der Berg, der vor mir liegt, wird immer größer werden. Und dann kommt alles nur noch geballter.

Ich werde es aber langsam angehen lassen. Beim letzten Mal war es schon sehr anstrengend, gleich wieder von Null auf Hundert zu gehen. Ich nehme mir vor, es nicht gleich wieder so intensiv zu machen. Für mich und meine Nerven. Ich werde mittags etwas spazieren gehen und abschalten. Mache ich sonst nie. Aber jetzt soll es mal so sein.

Es sind noch einige Praktika mit Studierenden zu machen. Das ist stressfrei. Das ist angenehm und konstruktiv. Also versuchen wir mal, all diese Dinge zu erledigen, bevor der nächste Krankenhausaufenthalt kommt. Denn dann darf ich wieder eine zeitlang daheim bleiben.

Und sonst?

Wenn man an Krebs erkrankt, dann denkt man auf einmal an so viele Dinge, die man sonst sicherlich nicht denkt. Man kümmert sich auf einmal um Dinge, die einem sonst sehr sehr fern waren.

Dazu gehört die Rente. Erlebe ich die überhaupt noch? Na klar, warum denn nicht. So wie Jopi Heesters. Aber trotzdem denkt man darüber nach. Werde ich arbeiten (können), bis ich die Rente mit 66 (so wäre das bei mir) erreicht habe? Oder werde ich vorher in Rente gehen? Wie wäre es, wenn ich jetzt schon in Rente gehen müsste? Würde uns das Geld ausreichen? Nein, sicherlich nicht!

Wann könnte ich denn in Rente gehen ohne größere Abschläge? Gibt es für mich die Möglichkeit, vorzeitig zu gehen?

In diesem Zusammenhang gibt es dann die Gedanken an einen Schwerbehindertenausweis. Allein bin ich ja gar nicht auf die Idee gekommen. Man musste mich erst darauf stupfen. Und dann habe ich recherschiert. Es sieht wohl wirklich so aus, dass mir eine Einstufung als Schwerbehinderter zusteht. Wenn ich die Unterlagen richtig verstanden habe, dann liegt der Grad der Behinderung bei mindestens 80%.

Wow! Ist das wirklich wahr? Will ich das eigentlich? Ist das gut für mich?

Keine Ahnung, aber ich habe mal einen Antrag ausgefüllt und abgeschickt. So wie ich mich zur Zeit fühle, würde ich mir allerdings ziemlich blöd vorkommen, wenn ich tatsächlich mit 80% eingestuft werden würde und mir bekannte Leute, die augenscheinlich größere Probleme haben, nicht eine so hohe Einstufung hätten. Aber die Regularien sehen das wohl vor. Das mag auch daran liegen, dass diese Krankheit im Normalfall erst entdeckt wird, wenn es schon (fast) zu spät ist. Sehr vielen geht es danach richtig schlecht, so dass die Einstufung wohl korrekt ist. Und viele sterben daran. Schnell!

Nun ja, da kann ich dann auch sehen, wie viel Glück ich (hoffentlich) gehabt habe. Und ich kann nur hoffen, dass mein Glück weiterhin anhält.

Das ich mal von Glück schreiben würde, wenn ich die Diagnose Krebs bekomme, hätte ich vor einigen Monaten auch nicht geglaubt. Aber im Augenblick denke ich so. Und das soll möglichst lange so bleiben.

Ja und wenn man dann einen Schwerbehindertenausweis hat, dann kann man auch früher in Rente oder in Altersteilzeit. Letzteres ist sogar im Öffentlichen Dienst so. Man denkt darüber nach. Man übernimmt es in die eigenen Gedankengänge. Dabei wäre es mir sicherlich lieber gewesen, mein Arbeitsleben bis zum bitteren Ende gesund auskosten zu können.

Jetzt jedenfalls werde ich wieder zur Arbeit gehen. Mit einem lachenden Auge aber sicherlich auch mit einem weinenden Auge. Denn die erholsame und regenerative Zeit im Haus ist vorbei.

Watt mutt, datt mutt. Das gilt für die Aufenthalte im Krankenhaus genau so, wie für den Weg zur Arbeit. Und ich werde mich sicherlich wieder dran gewöhnen.

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1. März 2013

Ja, jetzt bin ich schon wieder mehr als eine Woche zuhause. Die ersten Tage hing ich doch sehr in den Seilen. Es war anstrengender als beim ersten Mal. Die Bronchitis hat da sicherlich auch mitgespielt.

Aber so ganz allmählich kommen die Lebensgeister wieder. Ich habe wieder mehr Luft, der Husten ist weg. In den ersten Tag nach meiner Rückkehr aus dem Krankenhaus sah das noch anders aus. Vielleicht war es der ab und zu noch auftretende Husten, der dafür gesorgt hat, dass es doch noch 3 Tage lang immer mal wieder geblutet hat. Die Wunde in mir wollte nicht so richtig damit aufhören.

Aber mein Arzt sagte mir, dass das alles nicht problematisch sei, so lange die hintere Pforte keine schwärzlichen Produkte hervorbringt. Und das war nicht der Fall. Mittlerweile ist auch die andere Richtung blutfrei und es fühlt sich innerlich freier an. Einige Tage lang habe ich vorwiegend sehr dünn gegessen. Sobald mal etwas Grobes die Speiseröhre herab glitt, konnte man das unangenehm spüren. Da verzichtet man dann schnell wieder darauf. Mittlerweile ist aber alles wieder im grünen Bereich.

Zwei Tage nach dem Krankenhaus habe ich mal spaßhalber meinen Zuckerwert gemessen. Der sah überhaupt nicht gut aus. Der hatte Werte, die man lieber nicht haben will. Sollte da auch noch was auf mich zukommen? Familiäre Vorbelastung wäre ja da. Und bei BMI 30 wäre das ja auch noch eine Möglichkeit. Na prima! Das hat noch gefehlt.

Jetzt wird jeden Tag Zucker gemessen. Die Werte haben sich wieder eingependelt. Sie sind zwar leicht erhöht, aber sagen wir mal, sie sind grenzwertig. Und dann interpretieren wir das mal zu den eigenen Gunsten. Der Nüchternwert am Morgen liegt so um die 105.

Gemeinsam mit dem Bluthochdruck hat diese Zahl jetzt aber dazu geführt, dass „man“ beschlossen hat, es der Waage im Bad nicht länger zu gönnen, so hohe Werte anzuzeigen. Wir wollen, dass dort längerfristig kleinere Zahlen stehen, wenn man sich drauf stellt.

Also heisst die Devise: Weniger Kalorien zu sich nehmen, als der Körper braucht. Denn so – und nur so – kann man abnehmen.

Unsere Lieblingstochter studiert ja Gesundheitspädagogik und da hat der Vater dann gesagt, sie möge doch mal zeigen, dass die Investition in das Studium, die die Eltern getätigt haben, sich auch rentiert hat.

Das war ein Fehler! Das hätten wir nicht tun sollen. Denn sie nahm uns beim Wort.

Wenn ich morgens auf den schmal bestückten Frühstücksteller schaue, dann wird es einem ganz schlecht. Da ist ja wirklich nicht viel drauf. Den ganzen Tag über darf ich nur noch 60 Gramm Fett zu mir nehmen. Da versucht man, sein Frühstücksbrot zu schmieren und hat nur noch 10 Gramm Butter zur Verfügung, weil ja der Rest vom Fett später noch kommt. Alles war gut ist und schmeckt, darf man nicht.

Ja, so ist es. Da will man gesunder werden und muss darben. Aber wir sind eisern. Morgens wenig Kalorien, mittags wenig Kalorien und abends wenig Kalorien. Kleine Zwischenmahlzeiten dann auch mit wenig Kalorien. Es ist nicht ganz einfach, aber wenn man das erst einmal einige Tage gemacht hat, dann wird es leichter. Es wird leichter und man selber wird auch leichter. Allerdings geht es natürlich nicht schnell genug.

Mir wäre es am liebsten, wenn eine Fee mit einem Zauberstab käme. Dann macht es „Ping“ und schuwupps sind 15 Kilo weg. Aber diese Fee kommt wohl nicht. Es hilft auf Dauer nur das alte Motto: FdH und SeD. Das mit dem SeD macht kein Problem, denn Alkohol nehme ich sowieso fast nicht zu mir.

Die wunderbaren frischen Brötchen mit Kürbiskernen, die ich immer so gerne gegessen habe, sind aber erst einmal von der Speisekarte verdrängt. 1 1/2 Scheiben Schwarzbrot am Morgen mit hauchdünnem Aufstrich und wenig Marmelade. Das reicht dann aber. Hätte früher nicht geglaubt, dass man damit überleben kann. Aber es geht wirklich! Und wenn man das ein paar Tage lang macht, dann gewöhnt man sich dran.

Eines fehlt dann noch: Die Bewegung. Ja, da könnte man in der Tat noch deutlich mehr tun. Ich habe ja noch eine Entschuldigung: Ich war ja mehrfach im Krankenhaus. Da muss man sich erholen. Aber das gilt eigentlich schon nicht mehr.
Und das Schreiben auf der Tastatur, was ich hier gerade sehr intensiv mache, wird wohl nicht zur sportlichen Betätigung gezählt. Aber draußen ist es auch seit Wochen kalt und diesig und es macht keinen Spaß vor die Tür zu gehen.

Wir nehmen uns vor, dass sich das ändert, wenn das Wetter besser wird. Hoffentlich dauert es bis dahin noch etwas…………..

Ich habe mir vorgenommen, bis zum nächsten Krankenhausaufenthalt meinen BMI um einen Punkt nach unten zu bekommen. Dazu fehlen noch 2.5 kg. Wäre doch gelacht, wenn das nicht klappt. Dann geht auch der Blutdruck runter und die Zuckerwerte werden besser.

Und wenn das so weiter geht, dann kommt es gar noch so weit, dass ich immer gesunder werde. Und irgendwann werde ich dann 100 Jahre alt. Das kann doch wirklich keiner wollen, oder?

Vielleicht sollte ich doch nicht abnehmen……………

Ach ja, ich vergaß: Ich habe ja noch den Krebs. Vielleicht spuckt mir der ja noch in die Suppe. Und dann wäre die ganze Abnehmerei völlig für die Katz gewesen.
Da quält man sich mit Schwarzbrot und Magerkost und dann soll wegen des Krebses alles umsonst gewesen sein.

Nein! Jetzt erst recht! Wir schlagen auch dem Krebs ein Schnippchen. Und dann werden wir uralt. Da würde sich Jopi Heesters noch im Grab umdrehen, wenn der wüsste, wie alt wir noch werden wollen.

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26. Februar 2013

Ja, heute will ich endlich mal wieder etwas schreiben. Schließlich war ich ja wieder im Krankenhaus und habe mir etwas Böses wegnehmen lassen. Das ist aber jetzt schon wieder mehr als eine Woche her. Ich war einfach sehr schreibfaul. Mag auch damit zusammenhängen, weil es mir dieses Mal nach dem Aufenthalt im Krankenhaus nicht gleich so richtig gut ging.

Aber der Reihe nach.

Am 19.2.2013 habe ich mal wieder im Krankenhaus eingecheckt. Gleich morgens früh. So um die Mittagszeit sollte ich unters Messer. Anmeldung und dann gleich auf’s Zimmer. Normalerweise gibt es freiwillige Helfer, die den Patienten auf Station bringen. Nicht nötig bei mir. Ich gehe selber. Bin ja auch nicht fußlahm. Meine beiden Damen begleiten mich, wie üblich.

Auf dem Zimmer angekommen bemerke ich, dass ich mit meinem Zimmerkollegen kaum bis gar nicht kommunizieren kann. Er scheint Spanier oder Portugiese zu sein. Es geht ihm schlecht. Sehr schlecht. Was er hat, kann ich nicht sagen. Ich registriere nur in den kommenden 30 Stunden, dass alles, was man ihm zum Essen geben will, postwendend wieder raus kommt. Er ist schwach, sehr schwach. Er reagiert oftmals nur sehr schwach auf die Ansprachen des Personals. Er ist ruhig. So ruhig, dass man ihn kaum bemerkt. Am nächsten Morgen soll er die Station verlassen. So viel bekomme ich mit. Aber er wird bestimmt nicht nach Hause entlassen. Sein sehr schlechter Zustand lässt mich vermuten, dass er nur wenig Chancen hat, irgendwann mal wieder froh und munter spazieren zu gehen. Hoffentlich täusche ich mich.

Schon vor dem Einchecken ins Zimmer treffe ich den Chefarzt. Er begrüßt uns und teilt mir mit, wenn ungefähr ich in ZEuS erscheine werde. Er hat meinen Blog gelesen. Er ist informiert. Er kennt meine Zweifel, er kennt meine Hoffnung und er kennt meines Wissensstand zu der durch ihn erfolgenden Behandlung. Meistens schlafe ich ja, wenn er bei mir ist. Das ist nun mal so. Kann ich nicht verhindern.

Dieses Mal muss ich nicht ins CT. Kein ätzendes Kontrastmittel trinken. Aber essen und trinken darf ich auch nicht. Und das schon seit gestern Abend. Man kann ja zehren. Der BMI von 30 ist nicht in Gefahr.

Es geht mir bei Ankunft im Krankenhaus nicht so gut wie beim letzten Mal. Das wird sich auch weiterhin bemerkbar machen. Die Bronchitis ist zwar über ihren Höhepunkt hinweg, aber sie ist schon noch mehr als deutlich zu spüren. Es strengt an, immer mal wieder tief zu husten. Die letzten Nächte waren nicht mehr so anstrengend. Die schlaflosen Abschnitte, die durch den Husten und Gedanken an unangenehme Dinge am Arbeitsplatz entstehen, lassen allmählich nach. Vor allem der nächtliche Husten hatte sich ziemlich verflüchtigt.

Ich liege im Zimmer und harre der Dinge, die da kommen werden. Zur Ablenkung muss ein Sudoku herhalten. Besonders schwere Version. Hunger? Ja, aber nicht wirklich.

Dann, eine Stunde später als angekündigt, geht es los. Wie üblich, fahre ich mein Bett selber. Warum sollte ich mich reinlegen. Das kommt früh genug.

Ich laufe im ZEuS ein. Man begrüßt mich – wie üblich – freundlich. „Hallo Herr Meyer“. Diesmal gibt es keine Häppchen, wie am 6.2.2013. Kein Drink, kein Smalltalk. Vor dem Zimmer, in dem ich gleich schlafen werden, wird mein Bett abgestellt. Ich platziere mich im Bett und warte. Es ist noch jemand vor mir drin und wird gerade rausgefahren. Dann beginnt die Vorbereitung für mich. Ich warte.

Dann kommt der Chefarzt vorbei. Ein langgezogenes „Soooo“ spricht er im Vorbeigehen aus. Das ist das Zeichen für die Krankenschwester, die immer alles vorbereitet. Sie erschrickt. „Oh, wenn der Chef mit seinem ‚Soooo‘ kommt, dann muss ich mich beeilen. Schnell werde ich reingeschoben. Schnell – aber dennoch gründlich – wird alles vorbereitet.

Ich habe mein Trikot wieder dabei. Das Trikot von Bjarte. Es kann nichts schief gehen. Darin eingewickelt habe ich ein Geschenk mitgebracht. Einen Schriftzug aus Nussbaumholz, etwas 40 Zentimeter breit und 15 Zentimeter hoch. Von mir selber gesägt. Es ist ein Schriftzug „ZEuS“. Gesägt, geschliffen, geölt. Ich packe mein Geschenk aus. Es kommt gut an, so mein Eindruck. Auf jeden Fall ist man überrascht.

Es hilft mir aber nicht! Ich werde verkabelt. Und dann …..

„Schlafen Sie gut! Ist alles okay“

Ich nuschele irgend etwas, aber die Mundsperre sorgt dafür, dass ich nicht mehr so viel schwätze.

Jetzt kommt dann wieder die Zeit, über die ich nicht berichten kann. Man schläft und viele Leute sind um einen herum und dringen über meinen Mund in die Speiseröhre ein. Dort wird dann geschaut, unterspritzt und dann geschippelt. Mir wird man später berichten, wie es gelaufen ist. Das muss ich dann halt einfach glauben.

Ich wache auf. Nanu, nicht im Aufwachraum! Warum das? Ich bin ja schon wieder in meinem Zimmer. Ich bin noch benebelt. Wach ist das nicht. Neben mir steht ein Fläschchen, aus dem es tropft. Meine heutige Hauptmahlzeit.
Irgendwie ist es anders als sonst. Ich fühle mich schlapp. Und das nicht nur kurz, sondern länger. Und es tut weh. Mehr als beim letzten Mal. Man spürt die Stelle, an der geschafft wurde. Und es kommt Blut beim Spucken. Auch mehr als beim letzten Mal.

Ich liege im Bett und döse. Beim lezten Mal bin ich gleich aufgestanden. Diesmal geht das nicht. Ich bin zu wackelig auf den Beinen. Liegt das an der Betäubung? Oder ist es die nicht ausgestandene Bronchitis? Egal, macht nichts! Hauptsache, das Zeug ist draußen. Das macht ein gutes Gefühl.

Am späten Nachmittag bekomme ich dann auch noch ein Schmerzmittel. Das soll tropfenweise dafür sorgen, dass es nicht mehr weh tut. Allerdings tropft das kaum. Viel zu langsam. Und es nervt. Erst später, als die Nachtschwester kommt, geht es auf einmal schnell. Die öffnet den Hahn und ruck-zuck ist alles drin. Dann wird abgestöpselt. Endlich wieder Bewegungsfreiheit.

Auch Besuch kommt noch am Nachmittag. Die Lieblingstochter erscheint. Sie schaut nach dem Wohlbefinden des Vaters. Der ist heute irgendwie noch nicht so gut drauf, wie beim letzten Mal. Auch der Laptop, ohne den dieser nicht ins Krankenhaus geht, ist noch nicht angerührt. Er wird auch bis zur Abreise nicht in Betrieb genommen werden.

Am Abend zwischen 19 und 20 Uhr – wenn andere schon längst Feierabend haben – erscheint der Chefarzt. Er ist ganz alleine. Er unterrichtet mich über den Ausgang der von mir nicht wahrgenommenen Zeitspanne. Er habe auch dieses Mal wieder drei Stellen herausgeschnitten. Zum einen des Rest des verbliebenen Krebses, zum anderen zwei Stellen mit hochgradiger Entzündung (HGIN) im unteren Bereich der Speiseröhre. Zwei der Proben seien zur Untersuchung geschickt worden, eine sei leider verloren gegangen. Nun ja, die ist dann also über Magen und Darm den „normalen“ Weg gegangen. Ich stutze leicht, er beruhigt mich aber. Das scheint nicht beunruhigend zu sein.
Ich berichte ihm, dass es dieses Mal mehr blutet als beim ersten Mal. Ich habe schon einige Taschentücher, die doch reichlich rot sind. Auch da beruhigt er mich. Solange der Stuhlgang nicht schwarz sei, sehe er keine Probleme. Nun denn, dann ist es halt so.

Im großen und ganzen bin ich beruhigt. Es hätten ja auch Komplikationen auftreten können. Das kann bei jedem Eingriff passieren. Dafür musste ich vorher unterschreiben. Die Speiseröhre ist sehr dünn. Und wenn man da nur etwas zu viel weg nimmt, dann kann es zu Problemen kommen. Das überliest oder verdrängt man immer gerne, wenn man den Zettel vor der Narkose unterschreibt. Aber es ist ja auch dieses Mal gut gegangen. Eine ernsthafte Alternative zu dem Eingriff hätte es ja auch nicht gegeben.

Die Nacht ist ruhig. Mein schwer kranker Zimmerkollege ist in Bezug auf nächtliche Geräuschkulisse absolut angenehm. Man hört ihn nicht. Es ist eine angenehme Nacht im Krankenhaus.

Insgesamt war ich auch bei diesem Aufenthalt im Krankenhaus wieder sehr zufrieden. Ich bin keiner, der dauernd klingelt. In der Regel versuche ich, mein Zeug selber zu machen. Unsere Tochter hat in diesem Krankenhaus ein FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) gemacht. Sie hat viel über die Arbeit berichtet. Daher ist ein gewisser Einblick da. Und den kann man dann, wenn man selber da ist, auch am eigenen Leib spüren.

Erholen kann man sich im Krankenhaus aber nicht. Das bekomme ich dann auch mit.

Ich schlafe noch tief. Es ist stockfinster und ruhig. Dann geht die Tür auf. DAs Licht geht an. Es wird taghell. „Guten Morgeeeeeen!“ Man ist wach. Innerhalb einer Sekunde. „Blutdruck messen! Fieber messen!“ Oh man, muss das jetzt sein? Es ist 6:15 Uhr morgens. Ich hätte doch so gerne noch geschlafen. Die Blutdruckmanschette wird angelegt. Ich bekomme das im Halbschlaf mit. Es pumpt, es piept. „Blutdruck okay! Temperatur okay!“ Genau so plötzlich, wie mein Schlaf durch das helle Zimmerlicht beendet wurde, ist der Spuk wieder vorbei. Licht aus! Ruhe!

Ich schlafe weiter. Es ist, als sei nichts gewesen.

Die Tür geht auf. Es wird taghell. Draußen ist es immer noch dunkel. „Herr Dr. Meyer?“ „Ja, hier bin ich“, stammele ich. Es ist 7:15 Uhr.
„Ich muss Sie wiegen! Bitte steigen Sie auf den Stuhl.“
„Ich wiege 97 kg.“
Die junge Dame stutzt. „Ja, aber ich muss sie trotzdem wiegen.“
Es nützt nichts, dass ich ihr wieder sage, dass ich 97 kg wiege. Sie besteht darauf, dass ich auf den Stuhl steige. Warum denn heute, warum denn nicht gestern, denke ich. Ich quäle mich langsam aus dem Bett, in dem ich doch noch so gerne liegen geblieben wäre. Da sitze ich nun schlaftrunken auf dem Stuhl, der eine Waage ist.
Stolz verkündet sie: „96,8 kg!“

„Ganz großes Kino“, denke ich. Sie hätte mir doch einfach glauben können. Aber ich habe ja vielleicht noch Glück gehabt. Ich durfte meinen Schlafanzug anbehalten.
Mit letzter Kraft erreiche ich mein Bett und zehn Sekunden später ist das Licht aus und es ist wieder ruhig. Ich schlafe den Schlaf der Gerechten.

Eine knappe Stunde später – ich schlafe immer noch – geht es weiter. Ich räume ein, dass es mittlerweile draußen hell ist und man eigentlich wach sein könnte, kommt dann das Frühstück. Eigentlich ja etwas Feines. Aber: Das Frühstück kommt nicht für mich, sondern nur für meinen Bettnachbarn. Und der kann nichts bei sich behalten. Der darf und kann nicht und ich darf nicht, könnte aber. So ungerecht kann das Leben sein.

Dann kommt ein Arzt. Er nimmt mir Blut ab. Die Blutwerte müssen noch überprüft werden. Erst wenn das gut ist (bzw. bleibt), dann darf ich gehen.

Der Hammer kommt dann so kurz nach 10 Uhr. Eine ältere, sehr freundliche Dame kommt zu mir rein. Ich kenne sie. Sie macht immer die Listen mit dem Essen.
„Herr Dr. Meyer?“
„Ja, hier.“
„Was möchten Sie essen?“
„Ich darf nicht essen!“
Sie stutzt. Damit hat sie nicht gerechnet. Dieser Fall kommt in ihrem Schema wohl nicht vor.
„Sie müssen aber essen!“
Das weiss ich ja selber, aber wenn ich doch nicht darf?
„Ich darf nichts essen. Außerdem werde ich heute wieder nach Hause gehen.“
„Das haben andere auch schon gesagt. Und dann müssen sie ganz plötzlich doch hier bleiben.“
„Ich werde nicht hier bleiben. Ich gehe heute Vormittag noch nach Hause.“
„Ich muss trotzdem aufschreiben, was sie essen. Das steht auf meiner Liste.“
Was soll ich tun. Ich bin ihr ausgeliefert. Sie lässt nicht locker. Ich muss grinsen. Es wird mir nicht gelingen, sie abzuschütteln. Ihr Blick ist fordernd. Sie will es wissen.
Also denke ich nach.
„Ich hätte gerne ein Jägerschnitzel mit Herzoginkartoffeln. Dazu einen mittleren Salat. Und außerdem als Vorspeise ein paar Weinbergschnecken. Zum Trinken bitte ein frisch gezapftes Pils!“
Ein fragender Blick. Darauf war sie nicht vorbereitet. Es dauert eine Weile. Dann lächelt sie. Sie hat verstanden. Aber sie lässt nicht locker. Sie will es wissen. Vorher wird sie den Raum nicht verlassen.
Okay, dann tue ich ihr den Gefallen. Sie macht Vorschläge. Sie hat auf ihrer Liste einige Dinge zur Auswahl stehen. Der Reihe nach wird alles genannt. Ich beschließe, konstruktiv zu sein. Was immer sie sagt, wird von mir mit einem „Ja“ bestätigt. Sie ist zufrieden. Sie hat bis morgen früh alles notiert, was ich essen werde.
Dabei ist es auch ganz egal, ob ich das überhaupt kauen kann. Ich weiss ja, dass es vorwiegend Brei sein wird, was durch meine Speiseröhre darf. Von dem, was die nette ältere Dame aufgeschrieben hat, werde ich garantiert fast nichts zu mir nehmen können.
Was soll’s! Sie ist zufrieden. Mit einem Erfolgsgefühl verlässt sie den Raum und ich kann wieder in mein Bett sinken. Mit einem Lächeln im Gesicht schlafe ich wieder ein. Ohne einen Bissen gegessen zu haben.

Wie gesagt: Ich bin sehr zufrieden mit meinen Krankenhaus. Aber diese kleine Anekdote konnte ich mir doch nicht verkneifen……..

Der Blutwert kommt. Er ist gut. Und auch der Chefarzt kommt. Er teilt mir mit, dass alles okay sei und ich gehen könne. Das Ergebnis der Untersuchung der Gewebeproben werde ich später bekommen. Ansonsten dürfe ich wieder nach Hause gehen. Der nächste Termin wird schon festgelegt. Ich werde am 26.3. wieder ins Krankenhaus gehen. Dann werde ich wieder schlafen. Dann wird die RFA in mir zum Einsatz kommen.
Und dann ……….. ja dann wird hoffentlich alles besser werden. Und wenn nicht? Dann muss ich nochmal zur RFA. Und wenn das nichts wird, dann muss ich noch ein drittes Mal zur RFA. Mehr geht aber nicht sagt man mir. Aber so weit wird es hoffentlich nicht kommen. Ich hoffe, dass schon nach der ersten RFA alles okay ist. Regelmäßig werde ich dann ZEuS besuchen und regelmäßig werde ich schlafen. In kurzen Zeitintervallen wird man untersuchen, ob alles gut ist.

Ich werde Stammkunde im ZEuS bleiben. Lässt sich leider nicht verhindern.

Ich darf dann auch frühstücken. Damit hätte ich gar nicht gerechnet. Ich soll aber gut kauen. Ich freue mich auf das Brötchen. Es ist zwar nicht mehr knackfrisch, aber ich habe ja seit 36 Stunden nichts gegessen. Beim Essen des Brötchens spüre ich aber deutlich, dass es eigentlich besser gewesen wäre, nur Brei zu essen. Ich kaue intensiv und lang anhaltend, aber dennoch spürt man das Brötchen sehr intensiv, wenn es am Eingang vor dem Magen ist. Schließlich habe ich da unten noch drei sehr frische Wunden. Und die mögen dieses Brötchen gar nicht.

Ich werde abgeholt von der Lieblingstochter. Ich packe meine Sachen und verlasse das Krankenhaus, im dem ich schon in einem Monat wieder einlaufen werde. Die Fahrt über den Rhein in die Pfalz ist schön. Man genießt so einfache Dinge ganz anders, wenn man einmal die Diagnose Krebs gehabt hat. Viele Dinge im Leben ändern sich. Die Gedanken werden anders. Und wenn es nur eine einfache Autofahrt ist.

Mir ist klar, dass ich (hoffentlich!) nur ein einfacher Fall bin. Vielen Menschen (siehe Klaus) geht es viel viel schlechter. Eigentlich bin ich ja (hoffentlich) nur ein Peanut-Fall. Aber trotzdem. Man denkt anders. Und das ist unabhängig von der Härte des Falls.
Denn: Krebs ist wie schwanger sein. Ein bischen schwanger geht halt nicht. Das hat mir schon der Arzt an dem Tag gesagt, als mir meine Erkrankung mitgeteilt wurde.

Aber man kann dagegen kämpfen. Und das tun wir. Mit mechanischen Mitteln im Krankenhaus und mit mentalen Mitteln an jedem einzelnen Tag.

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23. Februar 2013

Hello again!

Geduld! Geduld! Es scheint Menschen zu geben, die hier andauernd nachschauen, ob was Neues zu lesen ist. Ich erhalte schon Anfragen, wann denn wieder neue Texte kommen. Wenn ich mit allem gerechnet hätte, aber damit sicherlich nicht.

Ja, es gibt viele Neuigkeiten und ich habe viel im Kopf, was geschrieben werden muss. Aus dem Krankenhaus bin ich ja seit einigen Tagen wieder raus. Darüber werde ich noch berichten.

Aber eines ist mir an dieser Stelle wichtiger. Als ich am vergangenen Mittwoch aus dem Krankenhaus kam, da habe ich dann in meine Mail geschaut. Dort fand ich etwas, was ich wirklich nicht gerne gelesen haben.

Es gibt jemand aus meinem Bekanntenkreis, den es auch erwischt hat. Nicht nur der hpm hat Krebs. Nein, einen guten Bekannten hat es ebenfalls erwischt. Und so wie es aussieht, ist er deutlich schlechter dran als ich. Wir haben beide nichts voneinander gewusst. Wir haben beide nach der Erkrankung das gleiche gemacht. Beide haben eine Blog angefangen. Beide schreiben im Blog über ihre Krankheit.

Ich werde seinen Namen hier nicht nennen, weil ich nicht weiss, ob es ihm recht ist, wenn mein Bekanntenkreis auf seiner Seite nachschaut. Also lasse ich es. Ich spreche einfach mal vom „Klaus“. Den hat es erwischt.

Auch bei Klaus wurde der Tumor kurz vor Weihnachten entdeckt. Auch Klaus wurde Anfang Januar operiert. Aber er hat seinen Tumor im Dickdarm. Und der war groß. Faustgroß. Mit wurde ganz anders, als ich das gelesen habe. Klaus hat mittlerweile drei Operationen hinter sich. Und wenn ich seinen Blog richtig lese und verstehe, dann geht es ihm körperlich nicht so gut. Dazu war der Eingriff wohl auch zu groß.

Ich sehe diesen Klaus nicht allzu oft. Nur einmal im Jahr. Immer am gleichen Tag. Immer am gleichen Ort. Es ist immer der dritte Samstag im September. Es ist immer morgens um genau 11 Uhr. Es ist immer an der gleichen Stelle. Eine kleine historische Stadt am Rhein. Dort treffen wir uns am morgens um 11 Uhr am Rathaus, reden kurz miteinander und gehen dann wieder unserer Wege. Dieses Treffen läuft seit Jahren immer identisch ab.

Ich wünsche mir von Herzen, dass ich Klaus in diesem Jahr an gleicher Stelle zur gleichen Zeit wieder zu sehen. Ich würde mich freuen. Für ihn und für mich.

Diese Nachricht und die guten Wünsche für Klaus waren mir hier jetzt wichtiger als der Bericht über meine eigene Person.

Ich wünsche mir von Herzen, dass Klaus das hier lesen wird. Denn sein Blog ist schon seit mehr als 10 Tagen nicht mehr mit neuem Text gefüttert worden. Das ist hoffentlich kein schlechtes Zeichen. Ich warte darauf, dass ich wieder ein positives Zeichen von ihm bekomme.

Heute Nachmittag kam dann noch ein Anruf. Eine gute Freundin meiner Frau rief an. Und als ob ich es nicht geahnt hätte. Noch jemand! Noch mal Krebs. Diesmal im Unterleib. Man – nimmt denn das kein Ende? Geht das jetzt dauernd so weiter? Irgendwas ist doch hier falsch, oder?

Für diejenigen, die mehr über mein eigenes Befinden erfahren möchten, werde ich demnächst wieder meine Finger über die Tastur klappern lassen.

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18. Februar 2013

Mal wieder hocke ich daheim und warte mit Spannung auf den nächsten Tag. Morgen geht es wieder unter das Messer. Die Ehrenrunde wartet. hpm trennt sich vom Krebs.

ZEuS und sein Chef warten auf mich. Ja ja, so ist es. In Karlsruhe gibt es einen ZEuS und der hat über sich noch einen Chef. Donnerwetter! Und dieser Chef will mir morgen wieder mal was wegnehmen. Und das ist gut so!

Die letzten Tage waren eher von der Sorge geprägt, dass er mir nichts wegnehmen wird. Eine hartnäckige Bronchitis hatte mich ziemlich in ihren Griff genommen. Der Meyer war mal gezwungen, sich für ein paar Tage vorwiegend auf dem Sofa aufzuhalten, sich (einigermaßen) konservativ zu verhalten und die Bronchien so Stück für Stück wieder frei zu husten. Der Husten war nervig. Nach zwei Tagen Dauerhusten tat der ganze Brustkorb weh. Jeder Huster war zu spüren.

Inhalieren, Lösen, Lutschen, hoffen, dass es besser wird. Mittags vor dem Fernseher sitzen und das Mittagsmagazin schauen. Wer braucht denn so was? Grausam! Das kann doch nicht normal sein. Sich einfach nur berieseln lassen von dem, was da auf der Mattscheibe zu sehen ist. Und dann wieder husten, husten, husten.

Aber mittlerweile ist es wieder ein klein wenig besser. Die Nase ist frei, der Hustenreiz ist deutlich weniger geworden. Und das ist dann wohl auch die Vorraussetzung dafür, das der kleine böse Krebs aus mir entfernt werden kann und darf.

Man stelle sich vor, ich liege morgen auf der Pritsche und die Nase ist verstopft. Dann wäre ich ja fast auf Hautatmung angewiesen, denn meine weit aufgerissene „Klappe“ wird als als Eingangstür für den Chef von ZEuS gebraucht. Der muss ja irgendwie auch Zugang haben.

Bedenken habe ich noch wegen des Hustenreizes. Ich gehe aber mal davon aus, dass der unter Narkose nicht wirklich Probleme bereiten wird. Sonst würde ja vielleicht noch irgendein Schnitt daneben gehen.

Nun denn, jetzt sitze ich mit dem Töchterchen vor dem Fernseher. Sie hat mir gerade eröffnet, dass ich noch genau eine Minute lang essen darf. Danach ist Schluss mit lustig. Nix mehr essen. Die passt schon auf.

Viele Leute gehen hungrig zum ZEuS (Dieser Satz ist doppeldeutig!). Sehr hungrig. Ist nun mal so. Morgen früh wird nur ein Teil der Familie essen dürfen. So isses leider. Aber das ist ja gar nicht mal das Entscheidende. Denn wenn ich aus meinem tiefen Schlaf wieder erwache, dann ist wieder Breizeit. Breizeit ohne Ende. Tagelang und mit wachsender Begeisterung. Kaufreie Nahrung. Einfach nur laufen lassen.

„Du darfst seit 8 Minuten nichts mehr essen“, klingt es von der anderen Seite des Sofas zu mir herüber. Erzieherische Maßnahme für den Vater. Ja, so weit sind wir schon. Man gibt sich geschlagen, um dem Unmut der Tochter nicht ausgesetzt zu sein.

Ich freue mich auf die Zeit, in der der Brei wieder das Zentrum meines Lebens sein wird. Denn jetzt müssen die Nahrungsmittel, die den Weg in Richtung Magen nehmen, immer noch an dem kleinen bösen Krebs in der Speiseröhre vorbei. Ab morgen wird der Brei hier entlang müssen. Dann gibt es (hoffentlich) keinen Krebs mehr zu sehen. Dann sieht der Brei nur noch eine frische Wunde. Und an der muss er sich unauffällig vorbei mogeln. Möglichst ohne Kollateralschäden. Und das eine ganze Woche lang.

Kein Problem. So soll es sein.

Habe ich eigentlich in den letzten Tagen viel an meine eigentliche Krankheit gedacht. Nein! Überhaupt nicht! Das würde mich doch nur verrückt machen. Heute früh bin ich nach überstandener Bronchitis wieder zur Arbeit gefahren und hatte einen doch recht anstrengenden Arbeitstag. Viel Arbeit, keine Zeit zum Relaxen. Da muss ich an mir arbeiten. Das muss anders werden. Aber das mache ich seit fast 20 Jahren so. Es ist nicht leicht, hier einen Gang raus zu nehmen. In meiner Tasche schleppe ich heute viel Arbeit mit nach Hause. Ich weiss, dass ich einige Zeit zu Hause bleiben muss. Dort werde ich sicherlich dann langsam machen. Aber ganz ohne geht es sicherlich nicht. Und wenn einige der liegengebliebenen Sachen erledigt sind, bis ich wieder zur Arbeit fahre, dann wirkt das auch stressreduzierend.
Dosiert und in einem Maß, dass der Kopf nicht zu gestresst ist. Mal sehen, ob das klappt.

Der heutige Blog ist kurz und ziemlich inhaltsfrei. Sorry. Mus auch mal sein. Ich verspreche, dass sich das ändern wird. Aber die Bronchitis wirkt noch nach. Fit bin ich nicht. Daher arbeitet auch das Hirn noch nicht wieder auf Volltouren. Habe schon einige der zukünftigen Blogs im Gehirn durchgearbeitet. Inhaltlich steht der eine oder andere zukünftige Blog schon in meinem Gehirn komplett abrufbereit. Nur waren die Fingerchen in den letzten Tagen nicht dazu bereit, die Gedanken in die Tastatur zu hacken. Aber im Kopf ist noch alles drin. Geduld, bitte!

Gute Nacht. Wir sehen uns beim ZEuS!

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11. Februar 2013

Ich bin müde! Ich bin abgeschlafft und ich bin richtig groggy. So etwas sagt man ja nicht besonders gerne. Aber leider ist es so.

Am Wochenende hat mich mein Asthma wieder eingeholt. Ich bin halt ein Glückskind, oder?

Die gestrige Nacht habe ich kaum geschlafen. Der Kopf hat geschafft, die Lunge gepfiffen und ich bin wie gerädert aufgestanden. Auf dem Weg zur Arbeit nach Heidelberg wurde man allmählich wach. Aber nicht wirklich.

Und dann dieser Tag bei der Arbeit. Erfolgsgefühl? Nee, wirklich nicht. Da hat heute im Prinzip gar nichts geklappt. Meine „Spielzeuge“ wollten nicht so wie sie sollten. Zu dritt saßen wir teilweise an den Geräten und haben versucht, alles wieder auf die Reihe zu kriegen. Wir hatten dabei nur bedingt Erfolg.
Dabei steht viel Arbeit an. Es stehen noch diverse Praktika mit Studenten aus und auch einige Messungen für Kollegen müssten noch fertig gestellt werden. Man baut sich einen Druck auf und versucht, alles zu schaffen.

Man hörte mich Husten. Den ganzen Tag lang und zwar nicht zu knapp. Man riet mir, lieber daheim zu bleiben. Nicht nur einmal. Viele Leute sind gar nicht erst zur Arbeit erschienen. Es ist Rosenmontag.

Nach der Rückkehr in heimatliche Gefilde hole ich den Schlaf nach. Ich schlafe schnell und zügig ein. Eine Stunde lang liege ich komplett flach. Danach geht es etwas besser.
Aber die Nase läuft, die Bronchien streiken. In einer Woche soll ich wieder auf den Tisch. Dann kommt die nächste Vollnarkose. Wie sieht es dann mit meiner Lunge aus. Bis dahin muss ich es geschafft haben, dass wieder freier Abzug ist. Sonst liege ich auch dem Tisch und es fehlt mir die Luft. Das will ja keiner.

Inhalieren ist angesagt. Emser Salz, Heilpflanzenöl und Tablettchen zum Lösen. Vielleicht wird es ja wieder.

Meine liebe Frau schüttelt nur mit dem Kopf. Wenn es nach ihr geht………

Warten wir mal die Nacht ab.

Dienstag, 12. Februar 2013

…. heute musste meine Frau gar nicht sagen, dass ich doch besser zu Hause bleiben solle. Ich kam selber drauf. Die Nacht war grausam. Ich habe – mal wieder – kaum geschlafen. Ich bin fertig und alles ist verrotzt. Die Lunge ist belegt, der Kopf dröhnt. Ich bin krank!

In der Nacht hört der Kopf nicht auf zu arbeiten. Der tickt die ganze Zeit und immer wieder sind es die identischen Gedanken, die durch mein Hirn gehen. Durchgehend, permanent, ohne Pause. Dabei hat das überhaupt nichts mit meiner Krankheit zu tun. An meinen Krebs verliere ich keinerlei Gedanken. Das ist ganz weit weg von mir. Belastend und aufwühlend ist vielmehr ein Ereignis, dass ich letzte Woche bei meiner Arbeit hatte. Da hatte ich – mal wieder – ein „Gespräch“, auf das ich gerne verzichtet hätte. Völlig unerwartet, stark belastend. Bis heute knabbere ich daran. So etwas wünsche ich niemand. Ich schlafe nicht, seit Tagen.
Im Zusammenhang mit diesem Gespräch kommt dann immer wieder der Gedankensprung auf Ereignisse, die mehr als 4 Jahre zurück liegen. Damals bin ich unverhofft und vollkommen unschuldig zwischen zwei „menschliche“ Fronten geraten, die mich irgendwann zwischen sich aufgerieben haben. Aus heiterem Himmel kam damals etwas auf mich zu, was ich bis heute nicht verarbeitet habe. Ich hätte mich nie für so empfindsam gehalten. Eigentlich bin ich doch eher „der Harte“. Aber diese Angelegenheit und alles was in diesem verlogenen Umfeld gewesen ist, kostet mich heute noch immer wieder schlaflose Nächte. Auch meine Familie hatte damals stark darunter zu leiden. Seit damals ist nichts mehr so, wie es mal war.
Aber: Vielleicht ist es ja besser so. Dann denke ich weniger über meine eigentliche Krankheit nach. Sehen wir das also mal positiv. Aber besser wäre es, wenn ich mich weder mit dem einen, noch mit dem anderen beschäftigen müsste.

Auf der anderen Seite hört man immer wieder, das Krankheiten auch durch psychisch stark belastende Dinge ausgelöst werden. Ich glaube an so etwas eigentlich nicht. Aber so ganz sicher bin ich mir da nicht mehr. In meiner Arbeitsumgebung an der Uni Heidelberg hat es in den letzten Jahren immer Dinge gegeben, die schlimm waren. Menschen haben gegeneinander gekämpft und diesen Kampf intensiv und zum Teil hinterhältig ausgetragen. Ich bin Teil dieser Maschinerie und habe mich sicherlich auch nicht immer richtig verhalten. Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Die vielen Gräben zwischen den einzelnen Menschen dort haben sicherlich nicht nur mich belastet. Macht so etwas krank?

Ich bin niemand, der falsch laufende Dinge nicht beim Namen benennt. Bei mir kann man sich eigentlich immer sicher sein, dass ich das sage, was ich denke. Und wenn mir etwas nicht passt, dann artikuliere ich das. Klar und deutlich. Das muss raus. Sonst würde ich dran ersticken. Damit hat der eine oder andere so seine Probleme. Aber ist das schlimm? Ich kann das nicht finden. Schlimmer sind die, die sich hinter einer Maske verstecken und eine Show machen. Die Doppelgesichtigen, die etwas zu verbergen haben.

Trotz all dieser negativen Anmerkungen muss ich klar und unmissverständlich sagen, dass mir meine Arbeit eigentlich immer viel Freude bereitet. Zu den allermeisten Kollegen und Mitarbeitern habe ich ein exzellentes Verhältnis. Viele arbeiten sehr gerne für mich und mit mir. Das Verhältnis zu den Studierenden ist sehr gut. Da kann ich mich überhaupt nicht beklagen. Und auch von deren Seite kommt von dem, was man ihr gibt, immer was wieder zurück. Diese Dinge sind es, die aufbauend sind.

So! Basta! Vielleicht schlafe ich je heute Nacht besser, wo ich das mal abgelassen habe. Wäre schön!

All das hilft mir aber jetzt nicht wirklich weiter. Denn Tatsache ist, dass ich wieder unter das Messer muss. Und das geht wohl nur, wenn ich sonst fit bin. Ich sollte und muss also alles verhindern, was dazu führen könnte, dass ich bis zum 19.2. nicht wieder fit bin. Aber nach aller Erfahrung hält eine solche Bronchitis bei mir gerne mal etwas länger an. Und in dieser Zeit kann der kleine böse Krebs in mir weiter wachsen. Das ist nicht schön.

Es ist Faschingsdienstag. Überall ziehen die Jecken durch die Lande. Laute Motivwagen auf dem Weg zum Umzug werden in Kürze an unserem Haus vorbei fahren. Wie schon seit Tagen. Ich muss zugeben, dass ich noch nie ein Fasnachter gewesen bin. Dazu ist meine Sozialisation in meiner Jugend nicht geeignet gewesen.
Aber heute wäre es mir sehr recht, wenn ich unbelastet und gesund auf einen Umzug gehen könnte und mit den Jecken unbelastet froh sein könnte.

Vielleicht im nächsten Jahr?

Helau!

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8. Februar 2013

Es verging ja nicht wirklich viel Zeit seit meinem letzten Eintrag. Aber leider habe ich schon wieder etwas zu berichten. Ist nicht ganz so gut. Aber der Vollständigkeit halber sollte ich auch diese Sache berichten. Es ist etwas, was zum Nachdenken führt. Leider!

Ich mutiere zum Ärzte-Junkie. Kann ohne die Damen und Herren mit Doktortitel wohl nicht mehr leben. Dabei ist es mir ganz egal, wie und vor allem wann die zu ihrem Titel gekommen sind. Heute war ich wieder bei meinem HNO-Arzt. Mit dem hatte ich ja mein MRT zu besprechen.

Das ganze lief dann anders als, als ich mir das so vorgestellt hatte. Zunächst einmal freute er sich darüber, dass es rund um die Stimmbänder im MRT keine Stellen gab, die einen Krebsverdacht aufkommen ließen. Auch der Polyp an den Stimmbändern sei noch kleiner geworden. So weit, so gut. So weit, so sehr gut. So soll es sein, so soll es bleiben.

Und meinem dauerhaft leicht schmerzenden Hals stufte er als harmlos ein. Ich soll ein Nasenspray nehmen, um nachts weniger durch den Mund zu atmen. Meine Befürchtungen, dass sich die Boshaftigkeiten in der Speiseröhre mit dem entzündeten Hals allmählich nach oben arbeiten und dabei dann auch irgendwann ein Karzinom erzeugen, teilte er nicht. Da sah er keinerlei Problem. Für mein eigenes aktuelles Wohlbefinden ist allerdings der Hals – auch beim Sprechen – das größere Problem. Denn die Speiseröhre spüre ich nicht. Garantiert nicht. Aber den Hals schon. Und zwar jeden Tag.

Aber während der HNO-Arzt meinen Hals ganz problemlos fand, war das bei der Speiseröhre ganz und gar anders. Beim letzten Mal war er noch getroffen und erschrocken über meine Diagnose. Ich hatte darüber berichtet. In der Zwischenzeit habe er mit zwei Ärzten gesprochen. Einem guten Internisten und einem ebensolchen Allgemeinarzt. Beiden hatte er geschildert, was mit mir gemacht wurde und wie ich mir das mit der weiteren Behandlung vorstelle.

Als ich ihm dann noch sagte, dass bei der jüngsten Untersuchung wieder etwas gefunden worden sei, da konnte er nur noch mit dem Kopf schütteln. „Herr Meyer, sie haben ein Problem. Und dieses Problem müssen die bekämpfen.“

Dabei liess er mehr als unmissverständlich klar werden, dass er von den mit mir praktizierten Methoden nichts, aber auch gar nichts hält. Er konnte darüber trefflich erzählen und mich dann doch von meiner Wolke ziemlich herunter ziehen.

Ich erinnere mich nicht mehr ganz an seine Wortwahl, aber es klang so ähnlich wie „abenteuerlich“. Damit titulierte er die endoskopische Entfernung des Tumors. Man könne doch nicht so ein Ding einfach mit dem Endoskop entfernen. Und die Tatsache, dass man jetzt noch etwas gefunden habe, machte ihn da noch sicherer. Er hielt das für unverantwortlich.

Ich sitze auf dem Patientensessel und blicke bedröppelt in die Gegend. Ich versuche zu argumentieren. Es gäbe doch neueste wissenschaftliche Untersuchungen, in denen die Methode immer wieder sehr erfolgreich angewandt worden sei. Ich könne ihm die Literatur zeigen. Er war wenig beeindruckt. Papier sei geduldig und da könne man alles drauf drucken.

Ich sagte ihm, dass diese Artikel von renommierten Autoren von verschiedenen namhaften – auch universitären – Einrichtungen geschrieben worden seien. Das hinterließ bei ihm keinerlei Eindruck. So ein Institut könne doch gerade jeder machen und dann so etwas schreiben.

Starker Tobak! Aber er ist ein derber Brocken. Der sagt, was er denkt. Klar und deutlich. So liebe es es eigentlich. Auch ich bin in der Regel jemand, der klar und gerade heraus sagt, was er denkt und meint. Damit kann nicht jeder umgehen. Aber dann brauche ich mich auch nirgendwo verstecken.

Auch er war deutlich. Aber wie sollte ich das einordnen? Tatsache ist, dass mein HNO-Arzt von der alten Schule ist. Kein Weichei. Das hatte ich schon am ersten Tag gemerkt. Als ich auf seine Diagnose hin einen Vorschlag gemacht hatte, hatte er mich nur sehr ernst mit einem seitlichen Blick angeschaut und gefragt: „Wer ist hier der Arzt?“

Klare Auskunft! Er war der Meinung, dass er im Recht war. Lediglich beim letzten Mal, als ich von meinem Karzinom berichtete, wurde er unsicher. Von dieser Unsicherheit war heute nichts verblieben.

Das Ding muss raus! So war es früher auch immer. Und nur so kriegt man das Ding in den Griff. Das war sein Credo. Ein Schnitt oben und ein Schnitt unten. Den mittleren Teil nimmt man komplett raus. Der Rest wird in die Länge gezogen und miteinander verbunden. So war das früher und so solle man das machen.

Das saß ich nun ich armer Tor und war viel dummer als zuvor!

Ich hätte nun mal Krebs! Damit sei nicht zu spaßen. Damit experimentiere man nicht. Wenn da nur etwas drin bleibe, dann gehe es abwärts. Da helfe nur die radikale Methode.

Das saß ich nun ich armer Tor und war noch viel dummer als zuvor!

Was sollst Du nun glauben? Ich weiss es nicht.
Er nannte mir einen Chirurgen aus Karlsruhe. Der sei sehr gut und habe viel Erfahrung. Ich solle mir unbedingt noch eine weitere Meinung einholen. Erst danach solle ich entscheiden.

So! Und jetzt? Was mache ich jetzt? Ja, da schaue ich ja schön dumm aus der Wäsche!

Die Verunsicherung war deutlich. Grundsätzlich bin ich mir sicher, dass die Weiterentwicklung in der Medizin sehr große Fortschritte bringt. Jedes Jahr wird es besser. Und ich war eigentlich ganz sicher, dass dies auch für mein Verfahren gilt.

Klar ist: Mein HNO-Arzt hat keinerlei Ahnung von der Methode, die bei mir angewandt werden soll. Darum hatte er sich auch rückversichert. Aber seine Meinung war eindeutig. Klar und ablehnend.

Vor 40 Jahren habe ich in der Schule noch mit dem Rechenschieber gearbeitet. Später kam der einfache Taschenrechner. Dann der bessere Taschenrechner. Heute kann man fast alles mit eine Handy machen. Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten.

Ist der Fortschritt an meinem HNO-Arzt vorbei gegangen. Nun ja, mit Computern hat er es nicht so. Er arbeitet noch mit Patientenkarten auf Pappzetteln. Und Fotos kann er von dem Bildern aus dem Hals auch nicht machen. Aber fachlich muss das ja nicht unbedingt ein Fehler sein. Manchmal spielt ja auch die Lebenserfahrung eine Rolle.

Mir ist klar: Nicht jeder Fortschritt ist ein Segen für die Menschheit. Aber eigentlich bin ich ein Freund des technischen Fortschrittes. Okay, man kann auch ohne Navi im Auto leben. Aber manchmal hilft es schon. Man kann auch ohne automatischen Türöffner an der Haustür leben. Aber manchmal wäre es schon gut, wenn die Tür von selbst aufgeht, wenn man mit einer schweren Kiste davor steht.

Egal! Jetzt hock ich da und man hat mich verunsichert. Aber so richtig. Ich liebe den Fortschritt und ich will, dass dieser Fortschritt mir hilft. Ich wünsche mir, dass es gelingt, mit dieser modernen Technik auch noch den letzten Krümel von diesem Krebs aus mir heraus zu holen. Und dann soll alles wieder gut verheilen.

So soll es sein! So wird es sein!

Aber ganz sicher bin ich nicht mehr……….

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6. Februar 2013

Und wieder mal ein Tag, an dem das Schicksal noch einmal eine Ehrenrunde gedreht hat. War heute mal wieder im Krankenhaus. Beim Verlassen des Krankenhauses war ich nicht mehr ganz so zufrieden. Die Nachrichten heute waren nicht durchweg gut. Aber dazu komme ich später.

Jetzt lasse ich erst einmal den Tag Revue passieren. Der war nämlich bis kurz nach 18 Uhr recht angenehm und unterhaltsam. Und wenn man alles bedenkt, was ich heute erleben durfte, dann kann es passieren, dass man mir – mal wieder – nicht glaubt, was ich hier heute schreibe. Es ist schon etwas bizarr, wie sich die Geschichte meiner Krankheit entwickelt. Wenn es nicht so ernst wäre, dann könnte man dauernd grinsen. Ich grinse dann halt mal eben.

Während ich das hier schreibe und auf dem Sofa sitze, schaut meine Frau im Fernsehen die Krimiserie „Der letzte Zeuge“. Der Hauptdarsteller Ulrich Mühe ist vor einigen Jahren an Krebs verstorben.

Wer meinen Blog bislang gelesen hat, der weiss, dass mir schon einmal ein Karzinom aus der Speiseröhre entfernt worden ist. In einer Klinik, in der es eine nagelneue Endoskopie und einen fast so neuen Chefarzt gibt.

Und eben dieser Chefarzt hatte mich – nicht nur mich – heute eingeladen. Sekt und Häppchen gab es. Auch Bierchen stand zur Auswahl.

Ich war geladen. Zur Einweihung. Zur Einweihung des neuen „Zentrums für Endoskopie“. Am Mittag habe ich noch einen anderen gesundheitsrelevanten Termin in Karlsruhe gehabt. Und um 15 Uhr soll dann die Feier zur Einweihung beginnen.

Mein erster Weg im Krankenhaus führt mich schnurstracks in die Richtung, in die ich immer routinemäßig schon laufe. Dort sieht es heute etwas anders aus als sonst. Es sind Stehtische aufgebaut. Ein E-Piano steht da. Musik ist angesagt.
Ansonsten ist es wie immer. Man erkennt mich, man begrüßt mich. „Hallo Herr Meyer. Wie geht es?“ Man Antwort fällt aus wie immer: „Man lebt!“ Diese zugegebenermaßen etwas sarkastische Antwort habe ich mir schon vor Jahren angewöhnt. Man muss gleichzeitig lächeln, damit sie verstanden wird.
Ich frage, ob man noch ein Opfer braucht für später. Ich sehe die Liegen in den Endoskopieräumen. Da habe ich schon öfter gelegen. Ich würde mich auch freiwillig zur Verfügung stellen. Aber irgendwie will man mich heute nicht auf die Pritsche legen. Abends allerdings werde ich einen neuen Termin bekommen. Aber dazu später.

Beim Betreten der Endoskopie-Abteilung konnte der aufmerksame Beobachter noch bemerken, dass sich hier noch wöchentlich etwas ändert. Alles ist im Fluss. Als ich vor einigen Wochen zum ersten Mal durch die Glastür in die großzügigen Räumlichkeiten kam, war an der Tür noch gar nichts zu sehen. Die Glasscheiben waren unbeschriftet. Es kamen auch dauernd Patienten rein, die eigentlich ganz andere Ziele hatten. Die Empfangstheke in der Endoskopie machte den Eindruck, eine „Information“ zu sein.
Das hat sich schnell geändert. Bei meinem Besuch vor einer Woche hing es großes Schild aus Pappe an der Glastür- Darauf stand zu lesen, dass es sich hier um die Endoskopie handelt.
Heute war alles anders. Ein edles Schild schmückt die Tür. Darauf stand zu lesen „Zentrum für Endoskopie und Sonographie (ZEuS)“.

ZEuS? Ja was sagen wir denn dazu? In Wikipedia steht:
Zeus ist der oberste olympische Gott der griechischen Mythologie und mächtiger als alle anderen griechischen Götter zusammen.

Donnerwetter! Das klingt doch gut, oder? Oder ist das dann doch etwas hoch gegriffen. Auf jeden Fall zeugt es von Selbstbewusstsein. Zeus war allerdings verheiratet mit seiner eigenen Schwester. Und das soll ja aus genetischen Gründen nicht immer optimal sein. Zeus war übrigens auch ein Verführer. Um Frauen zu verführen, nahm er verschiedene Gestalten an. Wie passt denn das?
Auf der anderen Seite kämpfte Zeus auch gegen die Giganten. Nehmen wir doch mal an, dass die Giganten in der modernen Zeit gleichzusetzen sind mit den Karzinomen. Wenn das so ist, dann ist Zeus der Richtige, um den Kampf gegen die Giganten aufzunehmen. Zeus hat damals den Kampf gewonnen.

Ich warf einen Blick auf meine Einladung. Auf dem Einladungskärtchen stand noch zu lesen „Zentrum für Endoskopie“. Das hat sich also in der letzten Woche wieder geändert. Da hat doch irgend jemand in der letzten Woche dem Kind noch einmal einen neuen Namen gegeben. Kreativität ist angesagt.
Ein Schelm, wer glaubt, dass sich der Name in den nächsten Wochen noch weiter ändern wird. Platz genug wäre noch auf der Tür. Ich werde die Angelegenheit intensiv verfolgen. Ich darf hier ja noch häufiger erscheinen. Bin zwar nicht scharf drauf – aber das hatte ich ja schon an anderer Stelle diskutiert. Ich bin hier ja Stammkunde. Und das werde ich sicherlich noch eine ganze Weile bleiben.
Und seien wir mal ehrlich: Je länger ich hier Stammkunde bin, desto länger lebe ich. Das sind doch richtig gute Perspektiven. Ich nehme mir vor, hier noch Jahrzehnte lang Stammkunde zu bleiben. Auch wenn mich schon keiner mehr sehen will. Basta!

Wo war ich denn eigentlich stehen geblieben? Ach ja, bei der Einweihungsveranstaltung. Mir war bekannt, dass es um 14 Uhr bereits eine Veranstaltung für die Presse gegeben hatte. Ich selber wäre dort beinahe als Vertreter für DIE RHEINPFALZ hingeschickt worden. Aber man hat dann doch einen anderen Kollegen geschickt. Recht so. Mal sehen, was der so schreiben wird.

Es erscheinen mehr und mehr Leute. Viele im Anzug, aber auch der eine oder andere in Räuberzivil, so wie ich. Dennoch merkt man, dass es hier heute anders ist als sonst. Geschätzte 150 bis 200 Leute werden es wohl sein, die sich im Veranstaltungssaal des Krankenhauses treffen.
Es ist irgendwie wie verhext, wer mir hier dann gleich zu Beginn begegnet. Der Arzt, der mir am 21.12.2012 meine Diagnose mitgeteilt hatte, steht vor mir. In Räuberzivil, wie ich. Mit fast dem gleichen Oberhemd wie ich. Wir kommen sofort ins Gespräch. Es dauert keine 5 Sekunden, dann weiss er, wer vor ihm steht. Ich bedanke mich bei ihm für seine richtige Diagnose und erzähle ihm, wie ich hierher gekommen war. Da hatten ja gleich mehrere glückliche Zufallsereignisse eine Rolle gespielt.
Er bekräftigte mich in meiner Auffassung, hier die richtige Adresse gefunden zu haben. Das Krankenhaus habe mit der neuen Abteilung und dem neuen Chefarzt einen großen Schritt gemacht. Er war voll des Lobes.

Vor einigen Wochen aber hatte er mich noch in ein anderes Krankenhaus schicken wollen. Nur die Tatsache, dass ich am 21.12.2012 ein eher befremdliches Telefonat mit dem anderen Krankenhaus hatte, hatte mich davon abgehalten, dorthin zu gehen. Der dortige Chefarzt, den man mir als „Papst“ angepriesen hatte, war übrigens heute auch anwesend. Trotz (oder wegen?) seiner sehr beachtlichen Publikationsliste hatte ich mich damals für das kleine Krankenhaus mit der modernen Ausrüstung entschieden. Richtig so!

Bei einer Einweihungsfeier wird geredet. Das gehört dazu. Vor 6 Wochen wäre mir diese Veranstaltung noch absolut schnurzpiepegal gewesen. Im Leben hätte ich nicht gedacht, mir so etwas mal interessiert anzuhören. Ich höre aber mehr als interessiert zu. Und ich erfahre viel Neues. Ich erfahre viele interessante Dinge. Im Publikum sitzen auch ein gutes Dutzend Diakonissen. Ältere Damen mit weißer Haube. Sie gehören in diesem Krankenhaus zum Alltagsbild. Sie sind überall da. Ob sie den medizinischen Teil der heutigen Veranstaltung verstehen? Ich wage es zu bezweifeln. Aber das ist ja auch egal.

Die angebotenen Sitzplätze reichen nicht aus. Neben geladenen Ehrengästen, den am Bau beteiligten Menschen und den Lieferanten der Hi-Tech-Geräte sind es vor wohl vor allem Ärzte, die hier sind. Auch vom Personal des Hauses erkenne ich viele, die nicht nur ihrem Chef zuhören möchten. Mag sein, dass auch noch Patienten anwesend sind. Zumindest einer ist da. Und der hört interessiert zu.

Der Verwaltungschef darf zuerst reden. Er berichtet über den Neubau und alles was damit zusammenhängt. Von technisch baulichen Fragen bis hin zu den Finanzen wird alles von allen Seiten beschrieben. Man bekommt aus Sicht eines Patienten einen völlig anderen Einblick in die Möglichkeiten und Zwänge in einem Krankenhaus. Sicherlich alles kalter Kaffe für Menschen, die sich täglich damit beschäftigen. Für mich sind Dinge dabei, von denen ich bislang keine Vorstellung hatte.

Dann kommt Musik. Fünf junge Kerle singen. A Capella. Sie singen gut. Sie singen gekonnt. Man erinnert sich an die Commedian Harmonists. Sie werden den ganzen Tag über mit dabei sein und singen. Für Interessierte: „www.kontrastprogramm-karlsruhe.de“

Danach spricht Prof. Gerken von der Uni-Klinik in Essen. Ohne jeden Zweifel ein Schwergewicht (das ist rein fachlich gemeint) in seiner Branche. Er spricht über endoskopische Möglichkeiten im Hi-Tech-Bereich. Neben eindrucksvollen Bildern vom Körperinneren vieler verschiedener Fälle sind es auch endoskopische Filme, die dem Laien das zeigen, was man auch gesehen haben könnte, als ich kürzlich „schlafend“ auf der Pritsche lag. Heute darf ich mal zuschauen, auch wenn die Fälle aus der Konserve kommen.

Zum Abschluss dann der Chef. Er ist – das kommt klar rüber – stolz auf sein „Spielzeug“. Der Ausdruck stammt von ihm, nicht von mir! Dieser etwas verniedlichende Ausdruck bezüglich seiner Hi-End-Gerätschaften zeigt irgendwie auch einen Rest von kindlicher Begeisterung, der auch noch im erwachsenen Mann vorhanden ist. Und das ist gut so. Geht es mir doch nicht anders, wenn ich mich mit meinen „Spielzeugen“ bei der Arbeit beschäftige.
Dieses „Spielzeug“ ist aber so geartet, dass man damit – im besten Falle – Leben retten kann. Im schlechtesten Falle ist es aber auch nur dazu da, einem Patienten letztlich die niederschmetternde Auskunft geben zu können, dass man nichts mehr machen kann. Dies – so kann ich mir vorstellen – kommt sicherlich viel zu häufig vor.
Bei mir – so hoffe ich – hat dieses „Spielzeug“ geholfen, mein Leben (deutlich?) zu verlängern. Think positive!

Um mit diesem „Spielzeug“ spielen zu können, muss man das „Spielzeug“ mögen. Was nützt der Stabilo-Baukasten, wenn man damit nicht spielen will? Was nützt er, wenn man lieber mit Lego spielt? Nichts! Man merkt dem Redner an, dass er verspielt ist. Er spielt gerne mit seinen „Spielzeug“. Aber dieses „Spielzeug“ ist nur Mittel zum Zweck. Es ist dazu da, nach dem Spiel ein mehr als ernsthaftes Ergebnis zu erbringen. Ein Ergebnis, dass den Menschen auf einen Weg führt, der zwei ganz unterschiedliche Richtungen einnehmen kann. Auf einem dieser Wege bin ich zur Zeit.

Wir machen eine Reise durch den Körper. Überall, wo man mit dem Endoskop hinschauen kann, geht die Reise hin. Man zeigt Erfolge. Besser so. Dafür ist der heutige Tag gut. Er zeigt Beispiele von der Speiseröhre bis hin zum Dickdarm, in dem man mit der Endoskopie und den damit verbundenen modernen operativen Techniken den Menschen helfen konnte. Als die Speiseröhre kommt und ein Film dazu gezeigt wird, stocke ich. Wer ist da vorne im Film zu sehen? Bin ich das? Später wird mir gesagt, dass ich es nicht war. Aber auch über mich gibt es einen solchen Film.

Die gezeigten Fälle sind beeindruckend. Es wird aber auch nicht vergessen zu erwähnen, dass es nicht immer so gut geht. Leider ist das so. Und während der Meyer (hoffentlich) das große Glück hat, auf den Weg nach oben zu gehen, gehen andere ganz ganz niedergeschlagen von der Pritsche runter. Habe ich es verdient, so viel Glück zu haben? Ich kann es nicht glauben.

Zu einer gelungenen Einweihungsfeier gehört auch ein gerüttelt Maß an Lob. Lob für alle, die geholfen haben, Lob für alle, die helfen werden, Lob für die, die Geld bewilligt haben. Das ist normal und gehört dazu. Und nach dem Dank ist dann die Feier angesagt.

Endoskopie mal anders. Die Besucher gehen nach der Feier zum „Spielzeug“. Beeindruckendes „Spielzeug“. Überall beeindruckende Bilder. Gezeigt wird, was Eindruck macht. Man wäre schlecht beraten, wenn man es anders machen würde. Ich unterhalte mich mit einer ganzen Reihe von unterschiedlichen Menschen, während das kalte Büffet den Weg nimmt, den später auch die Endoskope gehen werden. Die Sänger singen, man erzählt.

Zwischendrin der kleine 2-jährige Sohn des Chefarztes. Er hat die Vorträge tapfer durchgehalten. Er fühlt sich hier zuhause. Es war dieser kleine Junge, der mir auf dem Weihnachtsmarkt in Durlach aufgefallen war. Er war im Foyer des Rathauses von Durlach so aktiv und beschäftigt, dass ich auf ihn aufmerksam wurde. Ich kam mit seinen Eltern ins Gespräch. In dem Gespräch erfuhr ich den Beruf des Vaters. Der kleine Junge – er weiss es nicht – er ist der eigentlich Verantwortliche dafür, dass ich heute hier stehe. Es ist eine Geschichte, die doch etwas außergewöhnlich ist.
Es ist eine schöne Geschichte, die hoffentlich ein gutes Ende finden wird.

Schon früh während der Feier bekam ich vom „Chef-Spieler“ die Auskunft, dass er nachher noch mit mir sprechen wolle. Das hatte ich eigentlich auch erwartet. Ich war schon vor meiner Ankunft davon ausgegangen, dass ich heute noch eine schlechte Nachricht bekommen würde. So sollte es dann auch kommen.

Die Situation ist in der Zeit etwas bizarr. Man kommt zu einer Feier, auf der die moderne Anlage eingeweiht wird. Man sieht die Geräte, mit denen man untersucht wurde. Man hält Smalltalk mit den Schwestern und den anwesenden Ärzten. Man ist guter Dinge. Man weiss und ahnt aber, dass die abschließende Nachricht am Abend schlecht sein wird. Genau so kommt es.

Während man auf dem Flur noch in guter Stimmung ist und mit Sekt und Bier auf eine der modernsten Endoskopischen Einrichtungen weit und breit anstößt, werde ich vom Chef gebeten, mit ihm kurz ins Beratungszimmer zu gehen. Ich bin gut drauf, denn ich ahne eigentlich, was kommt. Über einem der Stühle hängen noch einige Mäntel, denn die Garderobe war nicht in der Lage, alle Mäntel aufzunehmen.
Wir kommen schnell zum Wesentlichen. Nach der Mitteilung, dass man noch einen kleinen bösartigen Tumor gefunden habe, klopft es an der Tür. Die Musiker schauen zu uns rein. Ihnen gehören die Mäntel. Nachdem sie uns wieder verlassen haben, gehen wir ins Detail.
Neben der Stelle, an der das Karzinom gefunden wurde, gibt es noch eine weitere Stelle, an der ein HGIN, also eine hochentzündliche Stelle im Barrett gefunden wurde. Eine solche Stelle ist naturgemäß dann der nächste Kandidat für eine spätere Karzinom-Bildung. Das weiss ich aus der Literatur. Klingt schlecht! Aber wir haben ja einen Zauberstab. Simsalabim!

Okay, der Befund ist nicht schön. Aber er schockt mich nicht wirklich. Er war von mir erwartet worden. Bei der ersten Entfernung war diese Stelle – auch wegen der (schwachen) Blutung nur schlecht zu sehen. Sie war schlecht zu erkennen.

Was ist zu tun? Ist doch klar, oder? Ich darf eine Strafrunde drehen. Wie die Läufer beim Biathlon, wenn sie nicht getroffen haben. Der Schuss ging knapp am Ziel vorbei. Ich bin im Prinzip wieder an der Stelle angelangt, an der ich schon Ende 2012 gewesen bin. Nur ist das verbliebene Karzinom diesmal deutlich kleiner. Aber es ist da.

Das vorherige war auf die oberste Schicht begrenzt. Keine Metastasen. Es war aber von der Größe sicherlich schon grenzwertig. Viel größer hätte es nicht werden dürfen. Auch jetzt erwarte er keine Metastasen.

Wir planen den Eingriff. Ich darf wieders ins Krankenhaus. „Hallo Herr Meyer“, wird es mir wieder entgegen schallen. „Hallo Herr Meyer, lange nicht gesehen“.

„Schlafen Sie gut, Herr Meyer“, so wird es lauten. Und ich werde schlafen. Tief und fest und man wird wieder sagen, dass man mit dieser Dosis zwei Ochsen hätte lahmlegen können. Und das, obwohl nur ein einziger Esel auf dem Tisch liegt.

Ich werde wieder Brei bekommen. Tagelang nur Brei. Lecker! Ich liebe Brei! Man muss nicht kauen!

Und das steht mir nicht nur einmal bevor. Auch das ist schon sicher. Denn auch die schon beschriebene RFA steht ja noch aus. Aber bis dahin gehen noch einige Wochen ins Land.

Alla hopp, sagt man in Berg. „Watt mutt, datt mutt“, sagt man in meiner norddeutschen Heimat.

Ein bisschen schwanger geht nicht. Entweder man ist schwanger, oder man ist es nicht. Entweder man hat Krebs, oder man hat es nicht. Ich habe es. Ich hatte es. Es hat sich nichts geändert.

Wie geht es mir heute Abend? Es geht mir gut. Ich glaube an die Drittelung der Zuständigkeiten. Ein Drittel ist ärztliche Kunst, ein Drittel ist Glück und ein Drittel ist der eigene Wille.

Also:

Der Wille: Der eigene Wille ist da, nach wie vor. Es gibt ausreichend Menschen, denen ich auf dieser Welt noch nicht gönne, das Glück zu genießen, mich nicht mehr sehen zu müssen. Es gibt aber auch den einen oder anderen Menschen, der mich mag. Denen möchte ich noch eine zeitlang erhalten bleiben.

Das Glück: Ich kann wohl sagen, dass ich bis jetzt eine einzige Glückssträhne hatte. Ich bin gerade dabei, den Jackpot zu knacken. Also kann auch da nichts schief gehen.

Die ärztliche Kunst: Hier habe ich keinen eigenen Einfluss. Aber ich bin mir sicher, dass das „Spielzeug“ gemeinsam mit den dazugehörigen Spielern, dem Team im ZEUS, bei mir schon das bewirken wird, was zu Wille und Glück noch fehlt.

In der Hoffnung, dass dies sich letztlich so bestätigen wird, beende mich meine Ausführungen und entschuldige mich bei allen Lesern für die epische Länge meiner geistigen Ergüsse.

IHR HÄTTET DAS HIER JA NICHT LESEN MÜSSEN! Selber Schuld, wer bis hierher gelesen hat!

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1. bis 3. Februar

Hey, wir haben ein Wochenende voller Genuss hinter uns. Warum immer nur Trübsal blasen? Warum denn am Wochenende immer arbeiten? Es geht auch mal anders. Das Wochendende war anders.

    Achtung: Meine liebe Frau und meine Tochter sind der Meinung, dass dieser Beitrag hier nur peinlich sei. Es wird jederman empfohlen, diesen Text nicht zu lesen. Also bitte: Wenn ihr eure kostbare Zeit nicht verschwenden möchtet, dann unterlasst es, diesen peinlichen Eintrag zu lesen!!!

Es gibt darüber viel zu schreiben. Denjenigen Lesern, die hier wieder Berichte über die Krankeit erwarten, die mit „Kr“ anfängt und mit „bs“ aufhört, kann ich gleich sagen, dass es sich überhaupt nicht lohnt, an dieser Stelle an diesem Tag weiter zu lesen. Heute gibt es überhaupt nichts aus dieser Richtung zu berichten.

Heute sind wir mal ganz auf „Wellness“. Das spricht man vorne so, dass nicht die obere Zahnreihe auf die Unterlippe aufsetzt, so wie bei „Wetter“ oder „Walter“. Man spricht das so, das man vorne so etwas wie ein „U“ spricht. Dieses „U“ geht dann direkt über in das „ellness“. Verstanden?

Warum erzähle ich das? Weil wir ein Wochenende der Ablenkung hinter uns haben. Andere Gedanken. Andere Umgebung. Andere Aktionen.

Meine liebe Gattin, der ich am 8.8.1988 versprochen habe, sie bis zum Ende unserer Tage zu lieben, hatte mal wieder die alljährliche Wiederkehr ihrer Geburt zu feiern. Es war ein runder Geburtstag. Mir ist entfallen, welche Zahl da vorne davor steht. Egal!

Geplant war eigentlich nichts, zumal am Tag vorher noch der Krankenhaustermin mit ungewissem Ausgang anstand. Jedenfalls hatte ich ihr vorgeschlagen, dass nicht gefeiert wird. Sie war damit voll und ganz einverstanden. Sie wollte nur ihre Ruhe.

Aber im Hintergrund hatten natürlich der Herr Gatte und die Frau Tochter schon längst geplant. Die liebe Frau wusste nichts, ahnte nichts.

Am Abend vor dem Geburtstag dann die Mitteilung, dass wir am nächsten Tag fortfahren werden. Wir werden drei Tage ins Blaue fahren. Mitzunehmen seien nur ein paar Kleider und Badesachen. Das Ziel wurde nicht genannt, noch nicht einmal die Fahrtrichtung.

„Frau“ wollte nicht. „Frau“ hatte keine Lust. Die Fahrt ging mit einigen gezielt geplanten Umwegen (zwecks Verwirrung) über Frankreich in Richtung Süden. In allerletzter Sekunde bog ich kurz vor Straßbourg nicht rechts ab nach Paris. Sie sagte:“ Nein, nicht nach Paris!“ Das klang überzeugend und wurde befolgt. Nach Erreichen der Ausläufer der Vogesen ging es dann wieder Richtung Deutschland und wir landeten irgendwann in Freiburg bei der einzigen Lieblingstochter.
Die war natürlich auf alles vorbereitet. Die Mutter war morgens noch enttäuscht gewesen, das Töchterchen am Ehrentag gar nicht sehen zu können. Jetzt war der Frohsinn wieder da.

Geschenkchen wurden überreicht und gereichten zur allgemeinen Erheiterung. Auch die eine oder andere – von der Tochter selbst – bereitete kulinarische Besonderheit fand ihre Abnehmer.

Dann ging die Fahrt weiter zum unbekannten Endziel des Tages. Es ging nach Bad Krozingen.

Dort hatte der liebende Gatte ein Wellness-Arrangement für 2 Personen gebucht. Das kam dann sehr gut an. Es ist nicht so, dass ich das gebraucht hätte – im Gegenteil. Aber es ist allgemein bekannt, dass ein relativ großer Teil der weiblichen Bevölkerung ganz empfänglich für solche Dinge ist. Meine liebe Gabi würde dies sicherlich sehr gut finden. Ich hatte mich nicht getäuscht.

Der Abend war schön. Wir haben ihn genossen. Die ganze kleine Familie.

Am nächsten Morgen dann „Wellness“, mit „U“ ganz vorne. Gerade gegenüber von unserem Hotel war unser Ziel. Die Vita-Classica-Therme war unser Tagesdomizil. Meine liebe Frau freute sich. Und ich? Nun ja, das ist ja eigentlich nicht mein Ding. Muss das eigentlich sein, dass ich da auch rein gehe?

„Watt mutt, datt mutt“, also rein in die Therme. Je näher wir kamen, desto größer wurde das Unbehagen in mir. Im gleichen Maße stieg die Vorfreude beim weiblichen Teil unseres Paares. Für mich war es Höchststrafe. Wahrscheinlich hatte ich es nicht besser verdient.

Nach dem Empfang der Bademäntel ging es in erste Anwendung. Das „Kleopatra-Bad“ war angesagt. Was würde da wohl auf mich zukommen. Zuerst einmal ging es los mit Meersalz. Nach dem Duschen wurden wir mit grobem Salz eingerieben. Von oben bis nach unten.

Dann der gemeinsame Einstieg in die große Wanne. Bei dämmrigem Licht und leichter – völlig neutraler – Hintergrundmusik kam dann die von Kleopatra bevorzugte Ziegenmilch zum Einsatz. Ein Bad in Ziegenmilch mit perlendem Wasser. Gleichzeitig lieferte die Wanne ein wechselndes Lichtspiel in allen Farben ab. Meine Lebensabschnittgefährtin war hin und weg. Sie genoss! Ja, wir werden unser Bad demnächst umbauen und jeden Tag ein solches Bad nehmen.
Ich denke da eher praktisch. Von wo soll denn die viele Ziegenmilch kommen? Sollen wir im Garten eine Ziegenzucht aufmachen? Wäre dann wohl angebracht.

Irgendwie ist das wirklich nicht mein Ding. Aber man muss zugeben. Es beruhigt und das überträgt sich. Nach dem Bad durften wir ruhen.

Danach geht es gleich weiter. Wir werden abgeholt und dann getrennt. Die nächste Anwendung ist im Anmarsch.

Was sollte sich ein Mineraloge schon aussuchen. Natürlich eine „Hot-Stone“-Massage.
Meine ursprüngliche Befürchtung, jetzt mit glühenden Lavabrocken traktiert zu werden, hat sich nicht bewahrheitet. Aber vulkanisch wurde es dann doch.

Die Dame, die sich jetzt 80 Minuten um mich kümmern sollte, war wohl indischen Ursprungs und hatte mein Alter denn doch schon deutlich überschritten. Sie bettete mich zunächst rücklings auf den Massagetisch.
Dabei unterlegte sie meinen Rücken mit heissen Steinen. Heisse Steine aus Basalt waren es. Es war schon heftig. Es dauerte länger, bis ich es schaffte, mich ganz danieder zu legen. Manchmal ist es doch von Vorteil, ein Hohlkreuz zu haben. Die runden Basaltsteine waren teilweise zu klein, um ihren heissen Kontakt zu mir herzustellen.

Weitere Steine auf Stirn, Wangen und Bauch folgten. Dann ging es weiter nach unten, gleich in den Bereich der Füße. Auch zwischen allen Zehen wurden kleine heisse Steine versteckt. Ich kam mir vor, wie ein Frühlingsgarten, im dem man überall Ostereier versteckt. Nur waren es bei mir heisse schwarze Steine.

Dann erfolgte die Massage. Während meine ganze Bekleidung nur aus einem (sehr) schmalen Streifen eines Mini-Handtuchs bestand, wurden mir Arme und Beine sehr sehr intensiv unter Hinzunahme von reichlich Öl mehr als intensiv massiert. Mal mit Steinen, mal ohne. Auch am Kopf wurde nahezu nichts ausgelassen. Die Dame arbeitete sich an Stellen vor, die ich selber wohl noch nie in meinem Leben erreicht hatte. Ich betone hier ausdrücklich, dass hier ausschließlich ungefährliche Körperteile in Angriff genommen wurden.

Die stille Prozedur dauerte bestimmt eine halbe Stunde. Dann durfte ich mich langsam erheben. Gar nicht so einfach mit den harten Brocken im Kreuz. Druckstellen waren sicherlich überall vorhanden.

Ich wurde gewendet. So wie das wohl jedem Schnitzel geht. Garen von beiden Seiten. Bauchwärts kam ich zu liegen. Nun ja, dann gab es wieder Steine. Überall auf dem Rücken und auf den Beinen wurden die Kiesel verteilt. Meine gesamte sehr schmal geratene Bekleidung hatte ebenfalls die Seite gewechselt und befand sich nur zentral auf dem nach unten verlängerten Teil es Rückens.

Während die Dame sich wieder intensiv mit (fast) allen Teilen der ihr nun zugänglichen Körpterteile ölenderweise beschäftigte, gingen mir andere Dinge im Kopf herum. Es hat schon leichte Nachtteile, wenn man mit einem BMI von knapp 30 auf der Pritsche liegt. Das war früher mal deutlich weniger. Ich war immer nur ein Strich in der Landschaft. Das Wohltstands-„Geschwür“, dass ich – wie viele deutsche Männer – vor mir her trage, drückte mich jetzt dann doch etwas.
Es war kein Angstschweiss, aber ein gewisses Unbehagen überkam mich jetzt. Der Druck führte dazu, dass ich mir ernsthaft Gedanken machen musste, ob das Sauerkraut, dass ich am Vorabend genossen hatte, jetzt eventuell noch zu unangenehmen Spätfolgen führen konnte. Das wäre ja gar nicht in meinem Sinne. Gespannt wartete ich auf das, was sich tun würde.

In unseren westlichen Zivilisationen ist es nicht angemessen, die aus dem Genuss von Nahrungsmitteln resultierenden gasförmigen Ergebnisse in irgendeine Richtung entweichen zu lassen. Das war ganz anders, als ich mal in China war. Da gehört das irgendwie zum guten „Ton“, im wahrsten Sinne des Wortes.

Ich lag jetzt aber hier auf der steinigen Massagebank und befand mich in der Spätphase der Verdauung des Sauerkrauts.

„Die Hoffnung bleibt“, so lautet das Motto meines Blogs. Und auch dieses Mal erfüllte sich meine Hoffnung. Ich kam ohne Kolateralschäden durch. Ein Stein fiel mir vom Herzen – oder besser gesagt: vom Rücken!

Eine andere unangenehme Nebenwirkung kam aber langsam auf. Während man da so mit nach unten angelegten Armen liegt und behandelt wird, wird es einem schon warm. Und irgendwann war es dann meine Nase, die sich meldete. Ein leichtes Kribbeln. Nervig! Das Kribbeln bleibt. Es steigert sich ganz leicht. Vorne am linken Nasenloch! Da liegt man jetzt und kann nichts machen. Man versucht sich zu konzentrieren, aber es geht nicht. Und dann steigt das Kribbeln langsam weiter nach oben. Millimeter für Millimeter nach oben. Und das nervt. Das nervt ohne Ende. Das nimmt einem den ganzen Genuss. Aber man kann auch die Hand nicht nach oben nehmen und kratzen. Und die Dame aus Indien werde ich ganz bestimmt nicht fragen, ob sie mir mal die Nase kratzen kann.

Der Mann versucht sich abzulenken. Denken wir doch einfach mal an was anderes. Was könnte man denn denken? Man könnte über die Steine nachdenken. Es sind Basalte. Von wo kommen denn diese Basalte? Gibt es die denn bei Bad Krozingen. Ich kenne den Kaiserstuhl zu wenig, um zu beurteilen, ob diese sehr dunklen dichten Steine von dort stammen. Vielleicht hat ja auch die indische Dame diese runden glatten Steine mitgebracht. Und die Nase juckt!

Was würde ich wohl an Mineralen finden, wenn ich diesen Basalt untersuche? Welche Olivine, welche Pyroxene sind drin? Was ist noch drin? Man könnte doch mal einen Dünnschliff machen und den Stein untersuchen. Es müsste ja nicht der größte sein. Ein kleiner reicht ja auch. Und die Nase juckt!

Ist es ein Alkali-Basalt? Oder gehört das Gestein eher zu einem anderen vulkanischen Ereignis? Und die Nase juckt!

Nach einer guten Stunde bin ich dann intensivst durchgewalkt. Und ich muss zugeben, dass es letztlich doch gut getan hat. Der ganze Körper ist ölig, aber er ist erholt. Die Dame verlässt schweigend den Raum und lässt mich noch etwas liegen. Trotz kribbliger Nase bleibe ich jetzt liegen bis zum Ende.

Mein Versuch, ihr später einen der Steine abzuschwatzen, scheitert kläglich. Die Steine sind wohl abgezählt. Da kann sie nichts rausgeben. Schade, so werde ich wohl nie erfahren, welche Basalte zwischen meinen Fußzehen versteckt waren.

Unerwartet treffe ich vor der Tür wieder auf meine beste Gattin. Sie schwebt auf Wolke 7. Sie hat genossen. Sie ist gut drauf.

Den Rest des Tages, in den verschiedenen Bädern der Therme und in der Sauna werde ich an dieser Stelle nicht weiter erläutern. Es wird auch nicht wirklich jemand interessieren.

Nach einem weiteren schönen Abend in Freiburg nutzen wir den Sonntag, um langsam wieder in die Heimat zurück zu kehren.

Es war ein ruhiges und gediegenes Geburtstags-Wochenende. Wir haben es genossen und haben nur positive Gedanken gehabt.

Das Wort mit „Kr“ am Anfang und „bs“ am Ende hat keine Rolle gespielt. Und das ist gut so!

Es wird früh genug wieder Einzug in mein Leben halten. Spätestens am 6. Februar. Aber warten wir mal ab!

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31. Januar 2013

Es geht auf, es geht ab. Und heute? Bedingte Zuversicht. Aber keine Euphorie.

Heute ging es wieder mal in das Krankenhaus. Prüfung meiner inneren Werte. Das hieß dann wieder: Nichts essen, nichts trinken. Nüchtern ins Krankenhaus.

Meine liebe Gabi war nervös. Sie hatte Angst. Das ist immer so.

Ich war locker drauf. Keinerlei Bedenken. Wird schon schief gehen. Was soll schon Schlimmes sein.

Im Krankenhaus wartete man schon auf uns. Ich wurde schon von weitem mit Namen empfangen. Man kennt mich. Ganz ehrlich! Es wäre mir viel lieber, wenn mich hier niemand kennen würde. Ich habe nichts gegen diese Leute. Im Gegenteil! Sie sind alle sehr lieb zum mir und sie wollen und werden mir helfen.
Aber eigentlich würde man all diese Menschen viel lieber irgendwo bei einem Fest treffen und locker ein Bierchen miteinander trinken. Mir ist es aber vorbehalten, diese lieben Menschen nur in ihrem Beruf – ihrer Berufung zu kennen.

Auch mein Hausarzt und mein Zahnarzt sagen immer zu mir: „Auf Wiedersehen, Herr Meyer“. Und jedes Mal denke ich: Eigentlich muss das ja nicht sein. Eigentlich würde ich am liebsten meine Krankenkassengebühr jeden Moant zahlen, ohne sie jemals zu gebrauchen. Gewissermaßen als eine Art von Ablasszahlung. Ich glaube, dass würden ALLE Menschen gerne machen. Immer nur zahlen und nie krank werden.

Aber wenn dann niemand krank wird, dann sind ja diese Menschen hier im Krankenhaus alle arbeitslos. Das kann ja dann auch nicht sein. Dann hätten die gar kein Geld, um sich ein Bierchen zu kaufen, dass sie mit mir trinken könnten.

Also ist es dann doch wieder besser, wenn ab und zu mal jemand krank ist. So wie ich jetzt. Ich sorge dafür, dass sich diese Menschen auch mal ein Bierchen kaufen können. Ich habe also quasi die Pflicht, auch mal krank zu werden. Sehen wir das einfach mal aus dieser Perspektive.
;->

Trotzdem schmeckt es mir nicht so ganz, dass ich im Krankenhaus schon mit Namen bekannt bin, wenn ich auftauche. Aber naja, die Menschen hier sind ja alle lieb, sehr lieb. Sie sind viel zu gut zu mir. Und sie tragen ja keinerlei Schuld an dem, was mich hierher treibt.

Nun jedenfalls bin ich wieder hier. Man empfängt mich sehr freundlich. Nach kurzer Wartezeit darf ich auf die Liege. Bjarte’s Trikot ist dabei. So what?

Schlauch hier, Schlauch da, Blutdruckmessgerät und dann seitlich auf die Liege. Ich warte. Dann kommt der Chefarzt. Gut erholt vom Urlaub aber schon wieder voll in der Arbeit. Wie gesagt, beim Bierchen wäre er mir eigentlich lieber. Aber er will mir ja wieder mal einen langen Schlauch in den Hals schieben. „Wat mutt, dat mutt“, sagt man in meiner norddeutschen Heimat.

Wir unterhalten uns kurz, dann höre ich . mittlerweile zum vierten Mal innerhalb der letzten fünf Wochen – die bekannte Stimme mit der Aussage: „Schlafen Sie gut!“

Und wie ich schlafe. Schön ist es. Man spürt nichts. Als ich wieder wach werde, liege ich einen Raum weiter, im AWR (Aufwachraum). Neben mir liegt noch jemand. Und der schnarcht ordentlich. Ob ich auch geschnarcht habe? Keine Ahnung. Aber das ist mir auch egal. Ich hätte es ja sowieso nicht gehört.

Ich liege noch eine geschätzte Viertelstunde auf der Liege. Ich bin noch etwas dösig. Mein Blutdruck wird regelmäßig gemessen. Alles im grünen Bereich. Mein Puls ist niedrig. Fast zu niedrig. Liegt unter 50. Stört mich nicht. Draußen im Wartebereich sitzt meine Frau. Die hat einen Puls, der sicherlich durchgehend bei 100 ist. Und ich döse hier stressfrei auf der Liege.

Nach dem Aufstehen werde ich gleich mit Gabi in das Besprechungszimmer gebracht. Vorher bekomme ich noch den bereits fertigen schriftlichen Befund von der Magenspiegelung. Steht nicht ganz das drin, was ich erhofft habe.

Der Chefarzt kommt und bespricht das Ergebnis mit uns. Die Wunde von der Resektion ist gut verheilt. Es sieht gut aus. Allerdings, und damit hatte ich nicht gerechnet, ist doch noch etwas zu sehen. Eine etwa 4 mm große noduläre Stelle am Rande der Stelle, wo bereits das andere Karzinom entfernt wurde. Man habe dort eine Probe genommen. Außerdem wurde der Rest des Barretts noch einmal beprobt. Sobald das Ergebnis der Untersuchung des Materials da sei, werde ich informiert.

Es kann also sein, dass noch ein Rest vom Karzinom drin ist. Kann aber auch sein, dass diese Stelle nicht bösartig ist. Kann also sein, dass ich noch einmal die gleiche Prozedur durchmachen muss, wie bereits Anfang Januar. Gut, wenn es so ist, dann soll es so sein.

Auf jeden Fall solle die Radio-Frequenz-Ablation (RFA) noch gemacht werden. Entweder gleich oder einige Wochen nach dem erneuten Eingriff.

Das Ergebnis ist anders als erwartet. In der Tat. Aber es ist (relativ) gut. Ich kann – ich muss – damit leben.

„Tschüss, auf Wiedersehen, bis zum nächsten Mal“. Das sagen nicht nur die Leute zu mir. Das sage auch ich zu ihnen. Und ich sage es gerne, weil ich ja weiß, dass man mir hier helfen wird.

Gabi ist nicht gut drauf. Sie sieht das nicht so stressfrei wie ich. Wir haben in der Familie schon einige liebe Menschen gehabt, die an einer Krebserkrankung verstorben sind. Zwar nicht an der Speiseröhre, aber an verschiedenen anderen Stellen. Und niemals ist es schön. Für alle Beteiligten.
Meine liebe Frau ist daher immer etwas kritischer mit Informationen, die so klingen, wie diese heute. Ich sage ihr, dass doch alles in Ordnung sei. Alles ist gut. Alles wird gut.

Wir fahren heim. Morgen hat Gabi Geburtstag. Es ist ein runder Geburtstag. Ein einschneidender Tag. Weil nicht klar war, wie das Ergebnis heute im Krankenhaus sein würde, haben wir keine Pläne gemacht. Sie wollte gar nicht feiern. Einfach nur wegfahren. Niemand sehen, niemand hören. Auch ich habe nichts geplant.

Nichts? Naja, nicht wirklich! Gemeinsam mit dem Töchterchen habe ich einen Plan. Einen geheimen Plan. Morgen früh packe ich meine liebe Frau ins Auto und dann geht es nach Freiburg. Wir werden uns ein Wellness-Wochenende gönnen. Nur sie und ich. Sie weiß es nur noch nicht. Wir werden zu dritt schön essen gehen und uns zwei schöne Tage machen.

Ich hoffe, dass sie ihre schlechten Gefühle dann abstreifen kann und wieder etwas positiver denkt.

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