17. Dezember 2013

Ist heute ein besonderer Tag? Für viele von euch nicht. Für mich schon.

Man versucht, nicht dran zu denken, aber tut es automatisch. Vor allem dann, wenn die liebsorgende Ehefrau einen daran schon ganz in aller Frühe – es war noch zappenduster – daran erinnert.

Es ist auf den Tag genau ein Jahr her, dass ein Gastroenteorologe mir sagte, er habe da bei der Untersuchung etwas gefunden. In meiner Speiseröhre sei etwas, was da nicht hin gehöre. Er hatte zwar noch keinen belastbaren Befund, aber er hatte eine Probe genommen. Und wenn ein solcher Arzt diese Art der Untersuchung jeden Tag mehr als ein Dutzend mal macht, dann weiss er auch ohne Untersuchung des Gewebes, was da so sein könnte.

Er sollte Recht behalten. Denn nur 4 Tage später habe ich dann den Befund bekommen mit dieser bösen Krankheit mit 5 Buchstaben, die keiner haben will.

Ja, es war eine turbulente Zeit, damals vor einem Jahr. Eine Zeit, in der das ganze Leben umgekrempelt wurde. Tage, an denen man mit dem Leben abgeschlossen hatte, prägten den Anfang nach der Diagnose. Planungen für die Zeit „danach“ für den Rest der Familie.

Aber schon eine Woche später dann die ersten positiven Worte von dem Arzt, der mich später behandeln sollte. Und von da an ging es dann schon wieder bergauf.

Und heute? Gut! Sehr gut! Alles im grünen Bereich. Nach diversen Kurzaufenthalten im Krankenhaus, bei denen mir immer ein klein wenig auf die „Pelle“ gerückt wurde, fühlt man sich heute irgendwie befreit – im wahrsten Sinne des Wortes. Befreit von den anfänglichen Sorgen, befreit von dem Gewächs, das da in mir war.

Glücklich darüber, dass ich zu denen gehöre, bei denen dieser böse Speiseröhrenkrebs früh entdeckt wurde. Entdeckt zu einem Zeitpunkt, zu dem er wahrscheinlich noch nicht gestreut hatte. Ganz sicher kann man sich natürlich nicht sein, aber die Chancen stehen gut.

Keine Chemo, keine Bestrahlung, nur ein bissele Schnippslen und ein paar Brandwunden. Das war dann fast alles. Und nach den letzten Untersuchungen, die ja in regelmäßigen Abständen zu erfolgen haben, kann ich guter Dinge sein, denn meine Speiseröhre sieht wieder sauber aus.

Hoffentlich bleibt es so. Glaubt man der Fachliteratur, dann könnte es mir weiterhin gut gehen. Warten wir einfach mal ab.

Ansonsten versuche ich, meine Gedanken an die böse Krankheit möglichst gar nicht erst aufkommen zu lassen. Oftmals habe ich das Gefühl, dass meine Umgebung – privat und beruflich – viel mehr daran denkt, als ich selber.

Arbeitsmäßig bin ich so stark ausgelastet, dass eigentlich gar keine Zeit zum Nachdenken da ist. Momente wie der jetzt gerade – wo ich diese Zeilen hier in die Tastatur drücke – sind eigentlich die absolute Ausnahme.

Hoffen wir, dass es so bleibt und dass ich all die Menschen, die mich nicht leiden können, noch lange mit meiner Anwesenheit ärgern kann.

Ich wünsche euch allen ein harmonisches Weihnachtsfest, einen guten Übergang in das Neue Jahr und dann vor allem GESUNDHEIT, viel viel GESUNDHEIT.

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13. November 2013

Man, ist da viel Zeit vergangen, seit ich das letzte Mal hier geschrieben habe. Und – ihr glaubt es nicht – ich lebe immer noch. Und ich bin quietschfidel. Im August durfte ich mal wieder ins Krankenhaus, um mein Inneres durchschauen zu lassen. Es gab keine Komplikationen. Seitdem sind wieder 3 Monate ins Land gegangen.

Und jetzt kriecht dann doch wieder so langsam ein leichtes Kribbeln in mich hinein. Es ist nicht stark, aber es ist da. Morgen geht es nämlich wieder ins Krankenhaus. Das Übliche. „Guten Tag Herr Meyer. Schlafen Sie gut, Herr Meyer“.
Man wird wieder in mich hineinschauen. Und ich kann nur hoffen, dass die letzten 3 Monate vergangen sind, ohne dass in meiner Speiseröhre wieder etwas gewachsen ist. Morgen um diese Zeit ist alles wieder vorbei und ich muss nur noch einige Tage warten, bis der finale Befund da ist.
So ist es nun mal. Diese Untersuchungen werden mich in den nächsten Monaten begleiten.

Seit meinem letzten Blogeintrag sind fast 5 Monate vergangen. Wie ging es mir seitdem? Gut!
Den ganzen Sommer über habe ich viel Arbeit gehabt. Keine Chance, über irgendwelche Krankheiten lange nachzudenken. Nicht dass es so wäre, dass ich mich mit Arbeit abgelenkt hätte. Nein, es gab viel Arbeit. Und nur selten wurde man mal an das erinnert, was da vielleicht in der Speiseröhre sein könnte. Wenn da was ist, wenn da was wäre, dann würde es auch keinen Sinn machen, den ganzen Tag darüber zu sinnieren. Davon wird nichts besser.

Den ganzen Sommer über – von einem kurzen schönen Urlaub zu unserer Silberhochzeit (zu zweit) unterbrochen – gab es an der Uni viel Arbeit. So schlimm war es noch nie, dass ich ununterbrochen intensiv arbeiten musste. Im Normalfall liess das Arbeitsaufkommen im Sommer, wenn alle Geologen im Gelände sind, etwas nach. Das war mir in diesem Jahr nicht vergönnt. Es war halt anstrengend. Interessiert hat es aber niemand. Solange der Meyer arbeitsmäßig funktioniert, ist das ja egal. Und er funktioniert und funktioniert und …….

Mir ging es dabei körperlich aber gut. Besser, viel besser als im Jahr davor. Der Weg zur Arbeit ist im Normalfall etwa 90 km. Mit dem Auto. Mit dem Fahrrad ist es etwas kürzer. Da habe ich mir überlegt, ich könnte ja mal mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Morgens um 5 Uhr ging es los. Es war warm und es war noch dunkel. Durch den Wald und dann am Rhein entlang führte mich mein Weg. Nur die Waldtiere waren meine morgendlichen Begleiter. Rehe überall. Ein schönes Bild. Unangenehm nur die vielen Schnecken, die meinen Weg kreuzten. Ich habe die Fahrt genossen. Allein, ganz allein. Ein übergewichtiger, an Krebs erkrankter Mann, der völlig untrainiert morgens mal eben so knapp 80 km mit den einfachen Tourenrad zur Arbeit fährt. Mein Sitzfleisch tat etwas weh, aber die Fahrt ging problemlos. Und ich hätte auch noch weiter fahren können. Problemlos!

Zugegeben, wir hatten vorher im Urlaub einmal geübt. Am Bodensee. Dort waren es sogar etwas mehr als 80 km. Allerdings mit einem Weichei-Fahrrad. Ein E-Bike. Hat Spaß gemacht, die vielen Leute zu überholen, die sich im Schweiße ihres Angesichtes die Steigungen hoch quälen mussten. Locker dran vorbei ging es. Ist ja zugegebenermaßen nicht ganz fair, aber das darf doch auch mal sein, oder? Insgesamt waren es dann aber doch so viele Kilometer, das wir – meine liebe Frau und ich – dann abends ziemlich fertig waren.

Im Frühjahr habe ich hier von meinem Hochbeet berichtet. Das Hochbeet, in dem so vieles wachsen soll. Ich habe auch Mutterboden bekommen. Mutterboden von Leuten, die meinen Blog über meine Krankheit gelesen haben. Dafür bedanke ich mich.
Und ihr könnt es mir glauben. Was das in diesem Jahr alles gewachsen, ist, kann man fast nicht glauben. Die dreiköpfige Familie Meyer war gar nicht in der Lage, all die Dinge zu essen, die da wuchsen und gediehen. Die gesamte Nachbarschaft ist mit satt geworden.

Die Freude an Familie und Garten einerseits, die viele – recht anstrengede – Arbeit an der Uni andererseits, haben dazu geführt, dass die Krankheit eigentlich ganz weit weg gerückt ist. So weit weg, dass sie schon fast vergessen war. Wäre da nicht dieser regelmäßig wiederkehrende Termin, an dem nachgeschaut werden muss, dann wäre das schon längst vergessen.

Wirklich? Nein, nicht wirklich. Denn es gibt eine Situaton, in der man immer wieder daran erinnert wird. Diese Situation kommt dann, wenn man von anderen Menschen hört, die auch diese böse Krankheit mit den 5 Buchstaben haben. Und von solchen Menschen hört man oft, zu oft. Und vielen von denen geht es schlechter als mir. Das ist nicht gut. Das macht einen traurig und betroffen.
Vielen ist es nicht vergönnt, sich von dieser Krankheit zu erholen. Wird es mir auch so gehen? Ich weiss es nicht. Ich hoffe es aber.

Vorgestern, am 11.11. durfte ich meinen Geburtstag feiern. Unspektatulär wie immer. Meyer und Geburtstag feiern. Das sind zwei Dinge, die nicht so richtig zusammen passen. Aber nach der bösen Diagnose vor einem Jahr ist es gut, einen Geburtstag erleben zu dürfen. Viele andere, bei denen diese Diagnose zu spät getroffen wurde, dürfen keinen Geburtstag mehr erleben.

Ich wünsche mir, noch viele Geburtstage erleben zu dürfen. Ich bin mir sicher, noch viele Geburtstage erleben zu dürfen.

Jetzt aber geht es erst einmal ins Krankenhaus. Routine! „Guten Tag, Herr Meyer! Schlafen Sie gut, Herr Meyer“

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29. Juni 2013

So, es ist geschafft! Das erste Halbjahr 2013 geht morgen zu Ende. Das erste halbe Jahr 2013 ist eine Zeit, an die ich mich in einigen Jahren eigentlich nicht mehr so gerne erinnern möchte. Es hat mein Leben verändert.

Und jetzt? Samstag früh um kurz vor 8 Uhr sitze ich im Krankenhaus und habe gerade meinen Entlassbrief bekommen. Meine breiförmige Nahrung ist bereits auf dem Wege der Verdauung und führt mir die notwendigen Kalorien zu.

Im Arztbrief steht:
„Die aktuelle stationäre Aufnahme des Patienten erfolgte zur erneuten Radiofrequenzablation im BARRX-Verfahren des Restbarretts bei Zustand nach nodulärem hoch differenzierten Barrett-Frühkarzinom Typ 1a mit Zustand nach Mukosektomie im Januar dieses Jahres. ….. die Gabe von breiiger Kost oder flüssiger Nahrung sollte im Weiteren fortgeführt werden. Eine Nachkontrolle in sechs Wochen zur erneuten Biopsie ist vorgesehen.“

Na prima! Flüssige Nahrung! Früher haben wir immer gesagt: Sieben Bier sind eine Mahlzeit. Na dann Prost!

Ich muss allerdings einräumen, dass mein Alkoholkonsum schon seit Jahren tendenziell sehr weit unten liegt. Keinerlei Kondition diesbezüglich. Nach zwei Gläsern Bier geht kaum noch was. Und das geht auch nicht immer. Also Flüssignahrung ist dann doch nur bedingt möglich.

„In 6 Wochen zur erneuten Biopsie.“ Da muss noch verhandelt werden. Denn das fällt leider exakt in die Zeit, in der die beste Frau von allen und ich die 25. Wiederkehr unseres Ja-Wortes zelebrieren wollen. In aller Ruhe, zu zweit und am Bodensee. So ist es vorgesehen. Es war der 8.8. des Jahres 1988, als man sich offiziell (und mit Unterschrift) darauf einigte, den Rest des Lebens dann doch gemeinsam zu verbringen. Die Uhrzeit war eine typische Meyerzeit: Um 11.11 Uhr sagten wir „Ja!“. Und das war gut so.

Und knapp 25 Jahre später sitze ich im Krankenhaus und warte darauf, abgeholt zu werden. Warte darauf, das erste halbe Jahr des Jahres 2013 hinter mir zu lassen.

In den letzten beiden Tagen habe ich von zwei weiteren Krebsfällen in meinem unmittelbaren Bekanntenkreis erfahren müssen. Ein Fall, der schon länger zurück liegt und mittlerweile als geheilt gilt. Ein anderer Fall, der topaktuell ist und leider die Phase der Ungewissheit und des Bangens noch vor sich haben dürfte. Ich kann mitfühlen, wie das ist. Das kann wirklich nur jemand, der selbst betroffen war oder ist.

Jetzt regnet es draußen Bindfäden. So wie das Wetter heute ist, so war das Leben im Jahr 2013 bis jetzt. Es soll besser werden! Das Wetter und hoffentlich auch das Jahr 2013. Und 2014 und 2015 und und und……..

Ich verlasse in Kürze das Krankenhaus, in dem ich jetzt fünf mal gewesen bin. Ich verlasse es in der Hoffnung, es nur noch zur Nachkontrolle besuchen zu müssen. Ich verlasse es in der Hoffnung, dass man mir dauerhaft helfen konnte. Ob es so ist, dass wird die Zeit und das werden die vielen Nachuntersuchungen zeigen, die noch vor mir liegen.

Ich bedanke mich bei allen, sei es im Krankenhaus, im privaten oder im dienstlichen Bereich, die mir geholfen haben, in den jetzigen Zustand zu kommen. Ich wünsche allen, die mir immer Unterstützung gegeben haben, dass sie sich um mich keine Sorge mehr machen müssen.

Ich bedanke mich bei allen, die immer wieder hier gelesen haben und sich über mich informiert haben. Sicherlich werde ich auch künftig noch gelegentlich hier schreiben. Aber eigentlich hoffe ich, das es weniger werden wird. Denn je weniger ich hier schreibe, desto besser geht es mir. Hoffentlich!

Die Hoffnung bleibt!

Ich wünsche euch allen GESUNDHEIT!

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27. Juni 2013

Nun geht es mir schon wieder besser. Aber es ist langweilig, fürchterlich langweilig.

Man hängt im Bett rum und kann nicht so richtig aktiv sein. Man schaut aus dem Fenster und es regnet. Man hat neben sich im Bett einen anderen Patienten, der laut und wohlvernehmlich schnarcht. Sehr laut und sehr wohlvernehmlich.

Und ich? Ja ich bin klingelwach. Und versuche, mich zu beschäftigen. Meistens besteht die Beschäftigung aus Aufräumarbeiten auf dem Laptop. Das Meyer’sche Chaos auf dem „Schreibtisch“ sortieren. Dazu bietet das Krankenhaus immer die beste Möglichkeit. Keine Studierenden, die etwas von einem wollen, kein Kollege, der Fragen hat, kein ………
Nur die E-Mail ist der Kontakt zur Welt um mich herum. Und die funktioniert dieses Mal sogar vom Bett aus. Welch ein Luxus.

Ja, wir haben Routine bekommen. Alles läuft ab, als wäre es immer so gewesen. Am Mittwoch in nüchternem Zustand ins Krankenhaus gefahren. Dort die obligatorische Stunde an der Anmeldung verbracht. Danach fast noch einmal die gleiche Zeit auf Station in Wartestellung gesessen, da mein zukünftiges Bett noch belegt war. Alles im grünen Bereich, alles so wie immer.

Und mein Nachbar schnarcht und schnarcht!

Blutprobe, EKG und dann ins Zimmer. Kaum war meine weibliche Begleitung abgerückt, durfte ich auch schon in Richtung ZEuS (siehe Blog vom 06.02.2013) aufbrechen. Der Meyer schiebt sein Bett selber. So wie immer. Leider immer nur auf dem Weg nach unten. Auf dem Rückweg werde ich immer geschoben.

Eine gute Stunde später stehen dann wieder drei Ärzte vor mir. Gleich so viel? Hoffentlich keine schlechten Nachrichten? Denn die könnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. Aber rechnen muss ich immer damit.

Also? Der Eingriff sei gut verlaufen. Man habe zunächst reingeschaut und dann gesehen, dass noch kleine stecknadelgroße Stellen da gewesen seien, die behandelt werden sollten. Im Gegensatz zum letzten Eingriff wurden aber keine Proben genommen. Also floss kein Blut!

Aber mit der RFA hat man doch einige Stellen „verbruzzelt“. Keine Rundumbehandlung wie beim letzten Mal, nur jeweils 90-Grad Quadranten. Die aber dafür gleich mehrfach. Sei’s drum. Muss ja sein.
Ich habe Halschmerzen. Die ziehen hoch bis zum Ohr. Ordentliche Schluckbeschwerden. Die waren vor 3 Stunden noch nicht da. Der Chefarzt erklärt sich für schuldig. Es ginge wohl mit dem etwas steifen Gerät nicht wirklich anders. Beim Betreten des Meyer-Inneren hat es wohl etwas gehakt. Diesen Kollateralschaden nehme ich gerne in Kauf. Ist ja heute auch schon ein klein wenig besser.

Und sonst? Ja, nichts Berauschendes. Alles so, wie eigentlich erwartet. Aber der nächste Termin im Krankenhaus wird schon wieder geplant. In etwa 6 Wochen darf ich erneut kommen. Dann nur zur optischen Kontrolle meiner inneren Werte. Und ob dann später noch einmal gebruzzelt werden muss, werde ich dann erfahren.

Und jetzt? Meine Hoffnung, dieses Mal etwas eher gehen zu dürfen, erfüllt sich nicht. Bis zum Samstag „darf“ ich bleiben. Na gut, ich hatte ja vorsorglich für diese Zeit keine Termine gemacht. Im Stillen war damit zu rechnen. Das ist das kleinste Übel.

Mein Nachbar schnarcht nicht mehr. Er ist wach geworden. Wollte gleich essen. Es ist ihm schwindelig. Ich rufe die Schwester. Die kümmert sich um ihn. Er ist noch etwas neben der Kappe von seinem Eingriff. Wird schon wieder werden. Heute Abend ist er sicherlich wieder fit.

Ich konnte zufrieden sein. Keine schlechten Nachrichten. Keine neuen Ängste. Positiv denken und positiv nach vorne schauen. Es wird aufwärts gehen. Und das ist gut so.

Die Nacht war ruhig. Ein tiefer Schlaf war mir nicht gegönnt, aber man konnte sich erholen. War ich gestern noch den ganzen Tag etwas „newwe derre Kapp“, so hat sich das heute geändert. Auch der befürchtete Fieberschub hat gefehlt. Kann aber – laut Arzt – heute noch kommen. Hätte nichts dagegen, wenn er weg bleibt.

Mein gestriger Bettnachbar – er ist mittlerweile nach Hause, kam aus meiner Heimat. Braunschweig, Wolfsburg und Umgebung. Wir haben uns intensiv unterhalten. Bis hin zum Wittinger Bier gingen die heimatlich geprägten Gespräche. Vom Hochwasser bis zum VW-Werk, von Peine bis Brome, von Bleckede hinter die Elbe rankte sich unsere Unterhaltung. Ich hatte letztlich den Eindruck, dass er eigentlich gar nicht gehen wollte, sondern lieber hier geblieben wäre. Per Zufall kamen wir gar noch auf das Studienfach meiner Tochter Mona zu sprechen. Er hat sehr gute Bekannte, deren Tochter studiert das Gleiche in Freiburg. Und wie sich dann heraus stellte, sind die beiden Damen sogar miteinander bekannt.
So klein ist manchmal die Welt. Schließlich kam die Reinemachefrau und versuchte mit vorsichtigen Worten klar zu machen, dass der doch bitte so allmählich gehen müsse. Draußen wartete bereits der nächste Patient auf sein Bett.

Und jetzt schnarcht er schon wieder. Der Nachfolger meines gestrigen Zimmerkollegen. Der Mann aus Südostasien muss sich wohl erst einmal richtig ausschlafen.

Und ich? Ich langweile mich. Werde wohl meinen „Schreibtisch“ am Rechner weiter aufräumen. Da gibt es immer noch mehr als genug Arbeit.

Freue mich schon auf den abendlichen Brei. Heute früh waren es drei Jogurts, die ich essen durfte. Heute Mittag war es ein komplette Mahlzeit. Aber alles fein püriert, ganz ganz fein. Jedwedes Kauen war überflüssig. Brei ohne Ende. Aber es rutscht. Es rutscht bis in den Magen runter, ohne irgendwelche Probleme zur verursachen. Soll mir recht sein. Aber auf Dauer? Nein danke!

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26. Juni 2013

Es ist 19:20 Uhr und ich sitze im Krankenhaus. Mal wieder bei der Patientenaufnahme. Nur dort geht das mit dem Internetempfang.

Ja, ich bin wieder wach. Aber schlapp und müde. Hunger müsste ich ja eigentlich haben, denn seit 22 Stunden bin ich ohne Nahrung. Aber eigentlich bin ich noch zu schlapp zum Essen. Und ich habe Halsweh. Es zieht hoch bis zum Ohr. Aber das geht vorbei.

Eingriff ist gut verlaufen. Bin heute aber nicht gut genug drauf, um viel zu schreiben. Vielleicht ist es morgen besser. Dann kann ich ja etwas mehr schreiben.

Ich wünsche mir und allen Lesern eine gute Nacht. Gut, dass niemand meinen grummelnden Magen hören kann.

Gut’s Nächtle!

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24. Juni 2013

Ja! Wirklich! Es ist schon mehr als 2 Monate her, dass ich hier das letzte Mal geschrieben habe. Ich befürchte, dass der eine oder die andere schon glaubt, ich würde mittlerweile nicht mehr unter den Lebenden weilen.

Man täuscht sich. Ich bin quicklebendig und es geht mir – sagen wir mal – gut. Nicht alles ist gut, aber vieles ist gut.

Es tut einem gut, wenn man merkt, dass es Menschen gibt, die sich um einen sorgen. Und es tut gut zu sehen, dass dies bei weitem nicht nur die eigene Familie ist. Ich merke es daran, dass es immer mehr Leute gibt, die mich fragen, warum ich in meinem Blog nicht mehr schreibe. Das Interesse – so spüre ich – ist dabei nicht nur oberflächlich. Es kommt von Herzen.

In meinem privaten Umfeld finde ich die Interessierten genau so wie in meinem beruflichen Umfeld. Das gleiche gilt für die vielen Leute aus dem Bereich der „Kunsthandwerkerszene“ und dem Bereich der Menschen aus meinem Wohnort. Es tut gut, dass es Leute gibt, die sich Sorgen machen.

Es gibt aber auch solche, die mir klar ihr Desinteresse an meinem Befinden bekunden. Die ignorieren die Tatsache, dass ich eine Krankheit habe, die man nicht unbedingt braucht. Ich bin sehr froh, dass es von diesen Menschen in meinem Umfeld nur so wenige gibt, dass die Finger meiner linken Hand problemlos dazu ausreichen, sie daran abzuzählen.

Aber eigentlich will ich ja gar nicht, das die Leute sich Sorgen machen. Eigentlich ist es mir ja am liebsten, wenn sich weder die Leute noch ich selber Sorgen machen (müssen).

Wenn ich die letzten fast drei Monate vor meinem (hinter einer verdreckten Brille versteckten) geistigen Auge Revue passieren lasse, dann waren es privat sehr schöne Monate. Man hat das Leben genossen – vorwiegend. Beruflich waren es sehr anstrengende Monate, in der mich die viele Arbeit vielleicht auch davon abgelenkt hat, was da noch im Hintergrund schwelt. Und (fast) alle Dinge im beruflichen Umfeld waren sehr angenehm. Was will ich mehr.

Und jetzt? Jetzt geht es wieder ins Krankenhaus. Wie geplant. Ein ganz normaler Eingriff. RFA ist angesagt. Erst wird geschaut, was sich in mir seit dem letzten Termin so getan hat. Ich gehe fest davon aus, dass meine Speiseröhre sich positiv entwickelt hat. Und wenn nicht? Dann bekommt der Arzt meines Vertrauens das auch in den Griff.

Ich war in der Zwischenzeit schon einmal wieder auf der Couch des vorübergehenden Schlafes. Allerdings nicht im Krankenhaus, sondern bei dem Arzt, der damals mein Karzinom gefunden hatte. Ich hatte mich gemeinsam mit meiner lieben Frau angemeldet zur Darmspiegelung. Man wird älter und diese Art der Früherkennung sollte man doch sinnvollweise über sich ergehen lassen.

Geteiltes Leid ist halbes Leid, haben wir uns gesagt und daher am gleichen Tag einen Termin geholt. Am Montag in aller Frühe war es so weit. Am Tag vorher war dann Enthaltsamkeit in Bezug auf Essen angesagt. Hunger schieben von morgens bis abends. Und am Abend? Da kam dann noch dieser angeblich so gut schmeckende Drink dazu, den man in größerer Menge leeren darf, damit dieser dann dafür sorgt, dass man selber auch geleert wird.
Dieser Teil der Aktion, der dann am kommende Morgen noch einmal wiederholt werden durfte bzw. musste, war dann auch der Unangenehmste. Vor allem dann, wenn zwei Personen gleichzeitig das dringende Bedürfnis haben, den Ort der inneren Reinigung aufzusuchen. Und wenn die zweite „Schüssel“ dann ein Stockwerk weiter ist, dann kann es schon mal eng werden.

Wir haben es überstanden, wie Millionen andere auch.

Und dann kamen wir zur Gastroenterologischen Praxis. Meinen – nicht ganz ernst gemeinten – Wunsch nach einer Doppelliege für die beste Frau von allen und für meine unwichtige Person konnte man mir nicht erfüllen. Wir wurden getrennt. Es war nicht für lange. Außerdem haben wir die meiste Zeit ja sowieso „verschlafen“.
Man hatte mir bereits im Vorgespräch eröffnet, das man vorhabe, nicht nur über die hintere Pforte meine Inneres zu erkunden. Auch den Bereich am Eingang zum Magen wolle man sich wieder anschauen. Ich war zwar der Meinung, dass das eigentlich nicht nötig sei, zumal das im Krankenhaus regelmäßig untersucht werde. Dennoch lies man sich nicht davon abbringen. Meine Gegenwehr war nicht riesig groß.

Mein Nachbar hatte mich in den letzten Tagen vor der Untersuchung schon intensiv hochgenommen. Er versicherte mir mehrfach, dass beide Untersuchungen mit dem gleichen Besteck gemacht werden würden. Und der Darm sei dabei zuerst dran. Na prima! Den guten Geschmack würde man sicherlich hinterher spüren.
Schön, wenn man auch über so etwas noch lächeln kann.

Sei’s drum. Es ging auf die Pritsche und dann in den Schlaf.

„Schlafen Sie gut“

??

„Hallo Herr Meyer! Alles klar“

Ich war wieder wach. Wie üblich. Und ich lag auf der Pritsche. Unangenehm war es. Denn bei dieser Art der Untersuchung wird der Darm während des Schlafes nicht nur untersucht. Vorher wird er gefüllt – und zwar mit Luft. Das macht wohl die Betrachtung des Inneren einfacher.
Diese Luft hat nur ein vorübergehendes Recht, den eigenen Körper zu bewohnen. Schon auf der Liege liegend haben große Mengen der Spezies „Gas“ wieder das Weite gesucht. Es war mir unangenehm. Man ist es ja nicht gewohnt.
Ich erinnere mich an meinen Aufenthalt in China, der knapp 10 Jahre zurück liegt. Dort hörte man beim Essen und bei vielen anderen Gelegenheiten immer wieder diese Geräusche. Dort ist das ganz normal. Bei uns schämt man sich für so etwas.

Nur in der Situation, in der ich mich jetzt befand, ist so etwas normal. Es ist wohl so, das die Luft in dieser Praxis von dieser Art der – geruchsneutralen – Entlüftung intensiv durchtränkt ist. So isses eben. Ich gehörte morgens zu den ersten, die hier „tönten“. Viele andere folgten mir.

Und? Warum das Ganze? Weil ich wissen wollte, ob es in dem letzten Ende meines Vedauungstraktes auch bösartige Veränderungen gibt. Das war die alles entscheidende Frage.

Und man möge mir glauben. Es ist einem schon ein klein wenig mulmig. Vor allem dann, wenn die Besprechung des Ergebnisses anliegt.

Mein Arzt hat eine sehr ruhige Art. Schon damals – am 21.12.2012 – hat er mir sehr ruhig mitgeteilt, dass ich an Krebs erkrankt sei. Klar hatte er mir damals mitgeteilt, dass es bei Krebs und bei Schwangerschaft ähnlich sei. Entweder man habe es oder man habe es nicht.

Und jetzt? Ja, man habe etwas gefunden. Mein Atem stockte. Diesmal reagierte ich sofort.

Allerdings, so fuhr er fort, habe man die drei kleinen Stellen, die man gesehen habe, gleich entfernt. Das macht man wohl immer so. Auch bei meiner Gattin ist etwas gefunden worden. Auch das haben wir gleich dagelassen.

Unter dem Strich ist es so, dass wir das in uns hatten, was wohl sehr viele Menschen in unserem Alter in sich haben. Und im Rahmen einer Früherkennungsmaßnahme kann man das einfach entfernen. Das wurde gemacht. Jetzt haben wir einige Jahre Zeit, bis der nächste Check erfolgt. Ich hätte nichts dagegen, wenn man dann gar nichts mehr findet.

Wie geht es mir? Gut! Sehr gut! Ich lebe und ich fühle mich „gesund“. Jedenfalls viel besser als vor einem Jahr, als mich immer eine körperliche Schwäche begleitete. Heute ist es besser. In mir ist mehr Kraft.

Ich hatte vor einiger Zeit von einem Bekannten gesprochen, der ebenfalls an Krebs erkrankt ist. Auch er hat einen Blog geschrieben. Auch er hat diesen Blog schon seit längerem nicht mehr bedient. So gleichen sich die Schicksale. Ihn hat es aber schlimmer erwischt als mich. Mittlerweile hat er die fünfte Chemotherapie hinter sich.
Aber: Er arbeitet schon wieder ein klein wenig. Und er möchte Urlaub machen. Es hat mich riesig gefreut, dass von ihm zu hören. Es tut gut zu sehen, dass auch andere Leute, die böse Zellen im Körper haben, diese bekämpfen können.

Aber nicht alles ist eitel Sonnenschein. Ein anderer guter Bekannter von mir – er ist schon älter – mit dem ich in den letzten Monaten oft über diese Krankheit gesprochen habe, liegt im Krankenhaus. Seine Krankheit ist wieder ausgesprochen. Schlimmer und heftiger als zuvor. Und das tut weh. Sehr weh. Dies spüre ich viel viel intensiver, als ich es vor meiner Erkrankung gespürt habe.

Und die schlimmste Nachricht, die mich in den letzten Monaten erhalten habe, ist die Nachricht vom plötzlichen Tod eines sehr guten Freundes aus Zagreb. Jedes Jahr – seit über 20 Jahren – hat mich dieser Professor aus Kroatien bei meiner Arbeit in Heidelberg besucht. Ein unendlich liebenswerter Mensch, der eine einmalige Ausstrahlung hatte. Ich bin bei weitem nicht der Einzige, den das in Deutschland bis ins Mark getroffen hat. Er war noch viel zu jung. Er hatte noch so viel vor. Er hatte mich – wieder einmal – in sein Haus nach Sibenik in Kroatien eingeladen. Ich werde ihn nie mehr sehen.

Da ist das bischen Krebs, dass ich in mir habe (hatte?) doch wirklich nur als „Peanuts“ zu bezeichnen.

Ich bin froh, dass es mir gut geht. Ich bin sehr froh, dass es mir gut geht. Solange es mir gut geht, möchte ich weiterhin die Möglichkeit haben, anderen Menschen etwas von dem zu geben, was in meinen Kräften steht. Und das ist es, was mir dann auch wieder selber Kraft gibt.

Aber jetzt geht es erst einmal in das Krankenhaus. Auf zum nächsten Besuch im Krankenbett.

Freue ich mich drauf? Zugegebenermaßen: Nein! Aber es gehört halt zu meinem Leben dazu. Und ich betrachte es als „Normalität“. Ich kann damit „leben“. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Und diese Art von „leben“ würde ich gerne noch fortsetzen. Einen Monat, ein Jahr, ein Jahrzehnt. Und – man möge mir diese unverschämte Hoffnung verzeihen – ich hätte auch nichts dagegen, wenn es noch ein paar Jahrzehnte mehr werden.

Denn kann ich auch noch mal zur Darmspiegelung. Egal, wie diese Mittel da auch schmecken mag!

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2. April 2013

Ja, es ist ja richtig! Der letzte Eintrag am gestrigen Tag war dann doch nicht so ganz der Wahrheit enstprechend.

Richtig ist:

– Den Job habe ich heute nicht gekündigt!
– Im Lotto habe ich auch nicht den Hauptgewinn gemacht!
– An die Adria nach Kroatien werden wir auch nicht ziehen.

Es war halt gestern der 1. April. Und auch wenn ich den Text erst kurz vor Mitternacht geschrieben habe, war er erlaubt. Am 1. April darf man so etwas schreiben.

Vielleicht war es ja weniger ein Aprilscherz in eigener Sache. Vielleicht war es ja ein Wunschtraum. Einer, der nicht in Erfüllung gehen kann.

Was soll’s. Dann arbeiten wir halt noch ein paar Jahre weiter. Wir spielen weiterhin (bis auf Ausnahmefälle) kein Lotto und wir wohnen weiter in der Südpfalz. Ab und zu soll es da ja auch ganz schön und warm sein.

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1. April 2013

Ja, ich bin dann am vergangenen Donnerstag auf’s Zimmer gegangen. Und dann, ja dann habe ich irgendwie längere Zeit nicht mehr geblogt. Ist halt so. Hatte dann irgendwie doch die Lust verloren, jedes einzelne Ereignis des Tages weiter zu beschreiben.

Und heute? Ja heute ist Ostermontag, abends um 22.00 Uhr und ich bin schon seit Karfreitag wieder zuhause. Ostern war kalt, viel zu kalt. Habe keine Ostereier im Garten gesucht. Zwar liegt bei uns – im Gegensatz zum Norden Deutschlands – kein Schnee mehr, aber „warm“ ist anders.

Was gab es denn so seit meinem letzten Blog?

Es war langweilig im Krankenhaus. Ich war halt nur noch „unter Beobachtung“. War okay so. Musste ja sein. Denn der Eingriff war ja doch etwas „Neues“. Heute, gut 4 Tage später habe ich immer noch Probleme mit dem Schlucken. Es tut immer noch weh, wenn gröbere Teile durch die Speiseröhre rutschen. Ich habe mir daher in den letzten Tagen wirklich fast ausschließlich Breiförmiges gegönnt. Ist dann doch stressfreier.

Um das aber ganz klar zu sagen. Hier jammert jemand auf hohem, auf sehr hohem Niveau. Ich bin doch ein richiger Pienzer. Da jammere ich rum, dass es beim Schlucken weh täte. In Wirklichkeit kann ich von unglaublichem Glück sagen, denn mein Karzinom ist doch sehr früh gefunden worden. So früh, dass man mich nicht aufschnippeln musste. Wie hätte ich erst gejammert, wenn man mich hätte öffnen müssen? Also bin ich lieber ganz ruhig. Und bei jedem Bissen, den ich jetzt nach unten gleiten lasse, genieße ich, das ich ihn spüre. In einer Woche dürfte alles wieder vorbei sein. Dann kann ich wieder alles essen – und trinken.

Wie geht es weiter? Ja, der nächste Krankenhausaufenthalt ist schon terminiert. Ich werde am 26. Juni wieder die Koffer packen. Dann schaut man wieder in mich rein und wird dann auch gleich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch einmal mit der RFA aktiv werden. Das ist in sehr vielen Fällen notwendig, da kleine Reste nach der ersten Behandlung noch vorhanden sind. Ich rechne dann aber mit weniger Verkochungen als dieses Mal, denn es kommt nicht mehr das „Rundum-Teil“ zum Einsatz. Also gehen wir die Sache positiv an und warten einfach mal ab.

Und sonst? Wie war es denn noch weiterhin im Krankenhaus?

Wie gesagt – langweilig. Ich habe mich abends noch mal für zwei Stunden ins Internet begeben und Literaturrecherche betrieben. Nirgendwo hat man soviel Zeit für so etwas, wie im Krankenhaus. Zwei junge Damen saßen am Nachbartisch und waren auch beim Surfen. Wir kamen ins Gespräch.
Ich hielt sie für Angestellte – FSJ-ler oder so. Ich täuschte mich. Es waren Patientinnen.
„Unterhalten Sie sich lieber nicht mit uns“, so ihre Aussage. „Wir sind ein bisschen verrückt.“ Die beiden jungen Damen, 20 und 29 Jahre alt, waren auf der Station für Psychosomatik und Psychotherapie.
Die eine litt am Borderline-Syndrom und hatte sonst noch so einiges. Die andere hatte heftige Panikattacken und war zuhause geschlagen und – so ihre Aussage – vergewaltigt worden. Sie sollten für längere Zeit stationär behandelt werden. Beide bekamen Medikamente und Gesprächstherapien. Nach Hause wollte keine von den beiden.

Als ich kurz über meine Krankheit berichtete, waren beide betroffen. Mir wird dann immer ganz anders. Mir geht es doch gut, sehr gut sogar. Aber das wollten die beiden nicht glauben. Für die war ich schnell ein bedauernswerter Mensch. Dabei ging es doch offensichtlich den beiden jungen Damen sehr viel schlechter als mir. So jedenfalls mein Empfinden.
Klar darf ich sagen, dass es mir in meiner Jugend – und nicht nur da – doch sehr gut ging. Das Elternhaus spielt eine große Rolle und da kann ich mich doch wirklich nicht beklagen. Aber bei diesen beiden jungen Damen scheint dieses Elternhaus überhaupt nicht gestimmt zu haben. Und wie soll das Leben da gut laufen? Da ist die Chance auf einen guten Start doch nur recht gering.

Warum ist das Leben nur so ungerecht?

Ich habe dann abends noch länger über meine krankentechnischen „Peanuts“ nachgedacht. Immerhin bin ich schon 55 Jahre alt und habe die allermeiste Zeit davon mehr als zufriedenstellend hinter mich bringen dürfen. Und die restlichen 45 Jahre werde ich das sicherlich auch noch schaffen.

Die Nacht war gut. Mein neuer Zimmerkollege – ein schweigsamer Mensch – schlief ruhig und ohne störende Geräuschkulisse. Ich hatte dieses Mal wirklich Glück.

Am Karfreitag holte mich dann gegen 10.00 Uhr die Lieblingstochter ab. Wir fuhren Richtung Pfalz.
War die erste Rückfahrt vom Krankenhaus Anfang Januar noch ein erhebendes Gefühl, so war diesmal eigentlich alles normal. In meinem Kopf ist nicht mehr der Gedanke daran, dass etwas ganz besonderes geschehen ist. Natürlich ist der gemachte Eingriff etwas „Neues“, denn schließlich gibt es diese Methode noch nicht zu lang. Aber irgendwie betrachte ich das aus meiner Sicht mittlerweile als vollkommen normalen Vorgang. Ich weiss, was schon mit mir gemacht wurde und ich weiss, was noch auf mich zukommt. So werden die Fahrten über den Rhein ins Krankenhaus und der Weg zurück in die Pfalz zur Normalität. Eine Normalität, von der ich 4 Monate zuvor noch nichts geahnt hatte.

Ostern 2013

In den vergangenen Tagen lief alles relativ beschaulich ab. Ostern im Kreis der Familie. Bäume ausreissen war für mich noch nicht angesagt. Der Kreislauf muss erst mal wieder auf Toruen kommen. Mein Hausarzt hat mich am Samstag noch krank geschrieben für die nächste Zeit. Das wird mir sicherlich gut tun.

Um nicht ganz zum Sofa-Messie zu werden, habe ich hier und da wieder mal Ordnung geschaffen. Dabei geht es nicht nur um den Keller, sondern auch um den Schreibtisch. Sowohl den physikalisch vorhandenen Schreibtisch als als auch den auf dem Laptop. Schade nur, dass das Chaos auch da sehr schnell wieder einziehen wird. Das hat noch nie länger als ein paar Tage gehalten.

Heute mittag fiel mir dann beim Aufräumen ein Puzzle in die Hand. Ein Puzzle, dass unser Töchterchen vor vielen vielen Jahre mal bekommen hat. Damals war sie „Diddl-Fan“. Es war wohl die erste Zeit in der Schule, als dort die Diddl-Mania ausgebrochen war. Jeder brauchte möglichst alles vom Diddl. Gesammelt wurde alles, worauf „Diddl“ stand.

Nach Arbeiten war mir dann nicht mehr zumute. Ich begab mich heute Mittag zurück in die infantile Phase, kippte das 500-Teile Puzzle auf dem Wohnzimmertisch aus und ließ mich durch nichts mehr ablenken. Um mich herum versank die Welt. Ich war im Diddl-Koma. Und das Ding war schwer, richtig schwer. Ich bin teilweise richtig verzweifelt. Dass die Tochter mich dabei fotografierte, fiel mir gar nicht auf. Heute Abend schickte sie mir eine Mail mit einem Foto. Darauf ist der Patient im Diddl-Koma zu sehen. Das Bild sah dann so aus:

Um irgendwelchen neuerlichen Diskussionen zum Copyright bezüglich des Bildes gleich im Keim zu ersticken: Ja liebe Mona, Du hast das Copyright!

Von 12 Uhr bis 18 Uhr saß ich dran. Dann war ich fast fertig. Es fehlten vielleich noch knapp 100 Teile. Dann ging es mit meiner lieben Gattin zum Essen. Ostern soll man eigentlich nicht zum Essen gehen, da ist es immer so voll. Wir hatte Glück. Der große Ansturm beim „Erwin“ kam erst kurz nachdem wir Platz genommen hatten. Während meine liebe Gabi sich ein Rumpsteak gönnen konnte, war für mich wieder die softe Variante angesagt. Eine Kürbiskernsuppe und Weinbergschnecken kamen dann dabei heraus. War okay! Man ist mal wieder rausgekommen.

Als wir heimkamen – es war nicht anders zu erwarten – hatte die Tochter sich über das Puzzle hergemacht. Im Zentrum des Puzzles waren einige recht leichte Teile, die sie problemlos geschafft hatte. Für mich hatte sie nur noch einige – für sie wohl zu schwere – restliche Teile übrig gelassen. So sind sie halt. Immer nur den Vadder ärgern!

Jetzt geht der heutige Tag zu Ende. Zum Abschluss des Tages darf ich noch vermelden, dass ich morgen früh erst einmal meinen Job kündigen werde. Im Sommer werd ich dann mit meiner Gabi nach Kroatien an die Adria ziehen. Da ist es wärmer als hier. Dort werde ich von dem – bis jetzt hier verschwiegenen – Hauptgewinn im Lotto für den Rest meines Lebens gut leben können.

Vielleicht werde ich dann irgendwann auch mal wieder was in diesen Blog schreiben.

Gut’s Nächtle! Es ist 23.36 Uhr. Zeit für’s Bett!

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28. März 2013

Guten Morgen! Es ist Gründonnerstag, morgens früh um 5.30 Uhr, als ich diese Zeilen schreibe. Ich bin schon seit längerem wach, denn irgendwie schafft es ein Krankenhaus immer wieder, den normalen Schlafrhythmus zu unterbrechen. Früh morgens (vor 5 Uhr ?) Uhr geht hier immer so eine Art Fanfare an, die es gelegentlich schafft, den Schlaf nachhaltig zu beenden. So auch heute. Aber eigentlich habe ich gut geschlafen. Bin ausgeschlafen und fühle mich eingermaßen gut. Ich schreibe heute mal rückwirkend über die vergangenen beiden Tage.

26.März 2013

Ja, seit Dienstag bin ich wieder im Krankenhaus. Wir kennen das ja schon. Am Montag wurde gepackt, gegen 21 Uhr noch mal etwas gegessen, wohl wissend, dass es in den nächsten 24 Stunden und länger nichts zum Essen gibt.

Meine liebe Frau ist schon seit Tagen wieder aufgeregt, weil ich ins Krankenhaus muss. Bei mir will sich diese Aufgeregtheit gar nicht einstellen. Für mich ist es ein Tag wie jeder andere. Genau so, wie ich am Montag früh routinemäßig zur Arbeit gegangen bin, gehe ich am Dienstag früh routinemäßig ins Krankenhaus.

Unterscheiden tut sich der Morgen nur dadurch, dass meine beiden Damen ein Frühstück genießen dürfen, während ich darben muss.

Auf der Fahrt zur Klinik stellt sich auch gar nicht mehr diese Endzeitstimmung an, die es Anfang des Jahres noch gegeben hatte. Alles Routine, alles normal. Obwohl ja eigentlich eine richtige Normalität nicht da sein sollte.

Die Anmeldung läuft dieses Mal mehr als zügig ab. Keiner vor mir in der Schlange. Gleich auf Station. Ich finde den Weg schon selber. Auf Station heisst es dann, ich möge mich noch etwas gedulden, denn die Zimmer seien noch nicht frei. Ich ahne noch nicht, dass ich knapp 2 ½ Stunden in dieser Warteschleife bleibe. Später erfahre ich, dass es an diesem Morgen 9 Neueingänge gibt und man die vorherigen Patienten erst einmal so nach und nach entlassen musste. Wie üblich, werde ich schon im Wartebereich danach gefragt, was ich denn alles so essen möchte am morgigen Tag. Das von mir gewünschte Jägerschnitzel wird wieder einmal in den Bereich der Utopie geschoben. Damit war zu rechnen. Aber auch meine Aussagen, dass ich sowieso nichts essen dürfe werden – wie üblich – einigermaßen ignoriert. Irgend etwas wird man mir doch anbieten können.

Auch nachdem mir das Zimmer zugewiesen wurde, merkt man, dass heute auf Station alles ein bissele hektischer zugegangen sein muss als normal, denn das Bad sieht noch alles andere als einladend aus. Da ist kürzlich noch jemand gewesen, der noch etwas hinterlassen hat. Die Schwestern schaffen aber zeitnah Abhilfe.

Kaum bin ich – nach der langen Wartezeit – auf dem Zimmer und habe meine Familie verabschiedet, da geht es auch schon los. Ab in die Endoskopie. Kein langes Nachdenken, gleich auf die Pritsche. Ich schnappe mein Bett und schiebe es – wie üblich – selber dorthin, wo man mich schon erwartet.

Man kennt mich, man begrüßt mich freundlich. Niemand fragt, wie ich heiße. Man weiss es. Das Trikot von Bjarte ist wieder dabei. Es kann nichts passieren. Auch das Trikot ist hier bekannt.

Heute gibt es mal eine neue Art von „Eingriff“. Heute ist RFA angesagt. Radio-Frequenz-Ablation heisst das auf neudeutsch. Während der langen Wartezeit am Morgen habe ich mir in der Doktorarbeit einer holländischen Ärztin noch einmal genau durchgelesen, was man alles mit mir machen wird. Dort ist alles genauestens beschrieben. Noch genauer, als ich es hier in diesm Blog am 11. Januar 2013 gemacht hatte. Dort sind die Vorteile – aber auch die Begrenzungen – dieser Methode ausführlich beschrieben.

Da Buch habe ich mitgenommen in die Endoskopie. Ich habe die entscheidende Seite gleich aufgeschlagen. Schließlich weiss ich, dass man diese Art von Eingriff heute hier in diesem Krankenhaus zum allerersten Mal machen wird. Nicht, dass der Chefarzt es zum ersten Mal machen würde, aber für sein Team ist es Neuland.

„Handwerklich“ ist der heutige Eingriff aber wohl wesentlich weniger kritisch als die frühere Entfernung meines Tumors. Heute wird halt nur der Meyer innerlich verkocht. Das dürfte heute im Normalfall erstmals unblutig ablaufen. Dafür sind die traktierten Stellen in der Speiseröhre dieses mal nicht so klein. Rundherum wird mein Transportweg für die Nahrung dieses Mal verbrutzelt und zwar auf einer Länge von 8 cm. Das dürfte dann beim Schlucken nachhaltige Wirkung haben.

Als kleines Gastgeschenk habe ich dieses Mal den Namen des Sohnes vom Chefarzt aus Nussbaumholz ausgesägt. Das Geschenk kommt bei ihm gut an.

Er sieht die Doktorarbeit mit der genauen Beschreibung der Arbeitsvorgänge auf meinem Bett liegen und schlägt vor, dass ich anhand dieser Anleitung den Eingriff dann doch gleich selber vornehmen soll. Würde ich ja gerne machen…… wenn die mich vorher nicht wieder in den Schlaf versetzen würden.

Das Gerät, mit dem der Eingriff vorgenommen werden wird, ist zu teuer, um es für ein kleines Krankenhaus anzuschaffen. Zwar bin ich heute nicht der einzige Patient, der damit traktiert werden wird, aber generell lohnt sich diese Anschaffung – er spricht von 50.000 Euro – nicht. Daher wird die Ausrüstung jeweils gezielt zu einem Termin bestellt. Dann kommt auch eigens eine Person von der Firma mit, die diese Geräte verleiht.

Dann geht wieder alles ganz schnell.

„Alles klar, Herr Meyer? Liegen Sie gut? Ich gebe Ihnen jetzt Ihren Beissring! Schlafen Sie gut!“

Wie üblich, entzieht sich der folgende Zeitraum meiner direkten Teilnahme und Beobachtung. Ich kann auf Grund der schriftlichen Ausführungen in der Doktorabeit von Roos E. Pouw nur ahnen, was im Einzelnen mit mir geschieht. Ich würde sehr gerne mal dabei zuschauen oder zumindest zuhören, wenn ich da so hilflos liege.
Was erzählen die (vielen?) Anwesenden so miteinander? Wird da hoch konzentriert am Patienten gearbeitet? Oder bleibt zwischendurch auch mal so viel Zeit, dass man über andere Dinge redet? Zum Beispiel über das Wetter. Oder über die Pläne zu Ostern. Oder über die beschissene Parksituation vor dem Krankenhaus.
Ich werde es wohl nie erfahren, denn leider nimmt mir das Propofol jedes Mal nachhaltig Möglichkeit, mich an möglichen Gesprächen zu beteiligen.

„Hallo Herr Meyer! Wie geht es? Alles klar?“

Ich bin wieder wach. Ich schaue mich um und befinde mich im Aufwachraum. 1 ½ Stunden sind vergangen, seit meine Augen sich geschlossen hatten. Davon ging etwa eine Stunde damit um, dass ich behandelt wurde. Es sind schließlich – laut meinen Unterlagen – mehrere Arbeitsgänge, die mit ………….

Es ist 6.15 Uhr. Das Licht geht an. Blutdruckmessen! Aber nur bei meinem Zimmerkollegen. Der darf nämlich heute gehen. Das Licht geht wieder aus. Ich kann ja auch ohne Licht weiter schreiben.

……….. mir gemacht werden. Wie ich mich fühle, werde ich gefragt. Naja, eigentlich fühle ich noch gar nicht. Doch – ich spüre in mir drin, dass etwas leicht weh tut. Damit hatte ich gerechnet.

Dieses Mal verzichte ich darauf, mein Bett selber zu schieben. Ich werde geschoben. Auch recht. Das ist hier im Preis ja auch mit drin.

Auf dem Zimmer bin ich dann so wieder gegen 14 Uhr. Ich döse vor mich hin. Anrufe von zuhause werden beantwortet. Ja, es geht mir gut. Alles im grünen Bereich.

Am späteren Nachmittag kommt dann die Familie zu Besuch und bringt mir Dinge, die absolut überlebensnotwendig sind. Dazu gehört dann auch das Netzteil für den Laptop, das ich zuhause vergessen hatte. Die treusorgende Tochter bringt mir ein Jägerschnitzel mit Pommes mit. Leider nur in Form eines Fotos, dass sie aus dem Internet hat. Jede Form, dem Vater das zwangsweise Fasten noch madig zu machen, wird rigoros genutzt. Vom wem sie das wohl hat?
;->

Nachdem mich meine Damen verlassen haben, kommt dann auch der Chefarzt zu mir. Er berichtet, dass alles gut verlaufen sei und erkundigt sich nach meinem Befinden. Ja, ich spüre, dass in mir etwas anders ist, aber das war ja auch nicht anders zu erwarten.
Er bereitet mich darauf vor, dass ich am Abend Fieber bekommen könnte. Da könnte bis zu 40 Grad gehen und mehrere Tage anhalten. Das war mir vorher nicht bekannt. Das stand nicht in der Doktorabeit drin. Warum eigentlich nicht? Sonst war da doch auch alles erläutert.

Ich müsse bis Freitag oder Samstag hier bleiben, so wird mir mitgeteilt. Auch damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet. War von 3 Tagen ausgegangen. Aber unsereiner hat ja immer das Glück, dann im Krankenhaus zu sein, wenn andere arbeitsfrei haben. Das ging mir jetzt ja schon mehrfach so. Solche Arbeitnehmer liebt jeder Arbeitgeber.

Aber es ist schon okay. Es macht mir nicht wirklich etwas aus, hier – aus überwachungstechnischen Sicherheitsgründen – noch ein oder zwei Tage länger zu bleiben. Ich habe ja mein Sudoku und vor allem meinen Laptop. Und ich habe Internetzugang. Kann also den Kontakt zur Welt aufrecht halten. Außerdem kann ich hier ganz und gar ungestört arbeiten und niemand stört mich, wenn ich vor dem Rechner sitze.

Wirklich niemand? Ja, nur die vielen Menschen, die hier im Krankenhaus arbeiten und sich immer mal wieder um die Patienten – also auch um mich – kümmern.
Mal sehen, wie oft ich heute Besuch vom Personal bekomme.

Eigentlich hatte ich vor, am Dienstag Abend das Länderspiel im Fernsehen zu verfolgen. Deutschland spielt gegen Kasachstan. Aber irgendwie fühle ich mich doch nicht so fit. Ich döse eher im Bett vor mich hin und lass die Welt am mir vorüber ziehen. Zum Denken bin ich zu faul. Muss ja auch nicht sein. Das Gehirn hat heute mal Pause.
Mit fortschreitender Dunkelheit fühle ich mich auch ein klein wenig schwächer. Ja, gegessen habe ich nicht, aber ich bin nicht wirklich hungrig.

Habe ich eigentlich jetzt am Abend Fieber. Hat der Chefarzt ja angekündigt. Und wenn ich keines hätte? Dürfte ich dann eher wieder in die Pfalz? Ich fühle mich, also hätte ich kein Fieber.

6:45 Uhr Der Pfleger kommt rein. Er bittet meinen Zimmerkollegen ins Bad zum Waschen.

Gegen 21 Uhr kommt dann die Nachschwester. Sie hat das Thermometer dabei. Ob ich Fieber hätte. Ich verneine. Ich würde mich gut fühlen. Sie glaubt mir nicht. Sie soll Recht behalten.
39.0, so ihre unmissverständliche Auskunft. Der Chefarzt hat also die richtige Vorhersage getroffen. Mir wäre es lieber gewesen, wenn es anders gewesen wäre. Man ahnt, warum ……

Alla hopp! Fieber! Na und! Da kommen wir halt an den Tropf. Fiebersenkung und Schmerzreduzierung ist angesagt. Schnell tropft es in mich rein. Nach einer Stunde bin ich bei 38 Grad. Zwei Stunden später ist das Fieber weg.
Ich schlafe gut. Ich schlafe sehr gut. Am nächsten Morgen bin ich gut ausgeruht. Mein Zimmernachbar – der kaum gesprächig ist – steht zwar die ganze Nacht über immer wieder mal auf, um sich für einige Zeit im dunklen Zimmer an den Tisch zu setzen. Aber immerhin schnarcht er nicht. Und das ist – nach aller Erfahrung – doch schon so einiges wert.

6:55 Uhr Der Pfleger kommt rein. Er hilft dem Zimmerkollegen im Bad beim Waschen.

27. März 2013

Nach morgendlichem Blutdruck- und Fiebermessen gestaltete sich eigentlich der gesamte gestrige Tag relativ langweilig. Bis auf ein EKG – dem Highlight es Tages – geschieht mit mir nichts.

Zum Frühstück gibt es Brot. Von dem darf ich die harte Rinde selbständig entfernen. Den Rest darf ich – nach ausgiebiger Zerkleinerung durch mein Gebiss – vorsichtig an der behandelten Stelle in der Speiseröhre vorbei – in den Magen zur dortigen Weiterbehandlung und zur Aufrechterhaltung meiner körperlichen Kräfte – schicken. Toller Satz, gell!

Blog schreiben? Nein, dazu war ich gestern noch nicht in der Lage. Dazu braucht man einen freien Kopf und der war gestern dafür noch nicht gut genug drauf. Daher verging der Vormittag mit eher profaner Beschäftigung.
Gegen Mittag ging es aber zum ersten Mal wieder ins Internet. Dummerweise geht das (noch) nicht vom Zimmer aus. Ich kenne nur eine Stelle im Krankenhaus, wo das Internet gut läuft. Aber ich bin ja nicht ans Bett gefesselt und es macht mir nichts aus, mich dorthin zu begeben.

Die angefallene dienstliche Mail hielt sich in Grenzen und wurde zügig final bearbeitet. Man merkt doch, dass zur Zeit die Studenten nicht anwesend sind. Da geht es etwas ruhiger zu.

Es ist langweilig. Die Visite lässt auf sich warten und kommt erst am mittleren Nachmittag. Fünf Personen stehen vor mir und fragen nach meinem Befinden. Auch der Chefarzt hat sich dazugesellt. Der Oberarzt, so glaube ich gehört zu haben, wollte mich schon am Donnerstag entlassen. Mit Hinweis auf seine signifikant höhere Kompetenz machte der Chefarzt aber sehr deutlich, dass er wünscht, dass ich mindestens einen Tag länger bleibe. Der Sympathievorsprung, den sich Sekunden vorher der Oberarzt bei mir geholt hatte, hilft nicht. Der Chef bestimmt, wo es lang geht. Dumm geluffe!
Watt mutt, datt mutt!

Es könnten ja noch Komplikationen auftreten. Und er wolle auf jeden Fall sicher stellen, dass alles okay sei, wenn ich entlassen würde. Ich füge mich in mein Schicksal. Wie schon weiter oben gesagt, macht es mir nicht wirklich etwas aus, denn ich bin ja gut versorgt.

7:15 Uhr Allgemeine Durchsage durch die Krankennaussprechanlage. Ab 7.30 Uhr kann ich über den Kopfhörer am Bett eine Morgenandacht hören.

Meine beiden Damen besuchen mich wieder. Wir erzählen lange miteinander. Auch der obligatorische Besuch in der Cafeteria gehört zu jedem Besuch dazu.

Gegen Abend geht es dann ausführlich ins Internet. Zwei Stunden lang sitze ich allein und ungestört am Rechner und recherchiere nach Literatur zu einem Thema, das mich demnächst bei der Arbeit beschäftigen wird. Das ist richtig gut. So viel Zeit würde ich bei der Arbeit selber nie haben.

Der Abend klingt vor dem Fernseher aus. Ich schaue mit ein Handballspiel im Fernseher an, bevor ich ins Bett steige. Flensburg verliert in Lemgo. Das ist gut für Bjarte und seine Kollegen.

Das Fieber bleibt mir in dieser Nacht erspart.

28. März 2013

Ja, jetzt ist es Gründonnerstag, morgens um 7:25 Uhr. Mal warten, was der heutige Tag so bringt. Jetzt warten wir erst einmal auf das Frühstück.

7.30 Uhr: Meine Medikamente werden geliefert

7.35 Uhr: Ich entdecke, dass bei der Medkiation etwas nicht stimmt und gebe sie zurück

7.45 Uhr: Das Frühstück kommt

7.50 Uhr: Meine Medikamente kommen wieder

8.05 Uhr: Eine angehende Ärztin kommt zu mir. Eigentlich ist sie Famulantin und nimmt mir Blut ab. Auf den zweiten Versuch klappt das sogar.

Was ist eigentlich eine Famulantin, frage ich Sie. Woher kommt das Wort? Sie weiss es nicht. Ich auch nicht. Später frage ich den Chefarzt. Der kann den Begriff auch nicht erklären. Der Begriff ist aber eigentlich für jedermann hier selbstverständlich. Jeder weiss, was gemeint ist. Nur der Meyer nicht. Der Begriff bezeichnet Studierende der Medizin, die insgesamt vier Monate lang (an verschiedenen Stellen) ein Praktikum in Krankenhaus absolvieren.

Ich wäre nicht hpm, wenn ich nicht gleich nachprüfen würde, was das Wort bedeutet. Laut Wikipedia kommt das Wort vom lateinischen „Famulus“ und bedeutet „Gehilfe“. Ich betone ausdrücklich: „Gehilfe“, nicht „Gehhilfe“, wie ich zunächst gelesen hatte. Wenn ich allerdings die vielen alten Menschen bei mir auf der Station sehe, die viel kranker sind als ich, dann würde auch der Begriff mit „hh“ eigentlich sehr gut passen.

8:17 Uhr: Die Putzfrau kommt. Es ist ihr erster Besuch heute. Sie ist redselig – wie immer. Vom Wetter hat sie es und das die Sonne so schön scheinen würde. Und das es zu Ostern kalt bleiben werde. Auch ihren beiden Taschen den hellblauen Kittels hängen zwei leer Müllsäcke heraus. Lustig anzusehen, wie ein laufender Müllsammel-Container.

8.20 Uhr: Das Essen wird abgeholt

8:40 Uhr: Der Chefarzt kommt. Ganz allein, wie so oft. Wir unterhalten uns kurz. Ich erläutere meine Schluckbeschwerden. Es tut halt weh, wenn das Essen unten ankommt. Und ab und zu krampft es kurz vor dem Magen auch mal. Das sei kein Wunder, wird mir gesagt, dann schließlich sei die Wunde deutlich größer als bei den vorherigen Eingriffen.

Nach dem Besuch des Chefarztes begebe ich mich Richtung Patientenaufnahme. Denn nur dort habe ich Internet-Empfang und kann diesen Text hier gleich einstellen.

Während ich schreibe, kommt ein Ehepaar auf mich zu. Man wird demnächst hier ebenfalls einchecken. Wir kommen ins Gespräch. Er spricht von Brustkrebs, der operiert werden soll. Es dauert eine Weile, bis ich begreife, dass es nicht um die Frau, sondern um den Mann geht. ER hat Brustkrebs. Na prima, dass ist ja ganz was Neues. Er war schon mal da. ER liegt dann in der Gynäkologie. Er ist dort der Mamma-Mann, da er ja ein Mammo-Karzinom hat. Er spricht davon, dass er schon oft „Down“ ist, wenn er sich mit der Krankheit beschäftigt. Aber hier im Krankenhaus gehe es ihm immer gut, weil sein Arzt auch eine so ausgesprochen positive Ausstrahlung habe.

Brustkrebs beim Mann, davon hatte ich bislang noch nicht gehört. Da muss man ins Krankenhaus gehen und an der Patientenaufnahme sitzen, bis man so etwas erfährt.

Nun denn, man lernt nie aus.

Jetzt geht es dann erst einmal wieder auf’s Zimmer. Vielleicht sucht man mich ja. Und in gut einer Stunde gibt es ja auch schon wieder etwas zum Essen.

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17. März 2013

Danke der Nachfrage! Ja, ich habe lange nichts geschrieben. „Man“ fragt nach, wann ich denn wieder schreibe. Das tut natürlich gut, wenn Nachfragen kommen.

Es gab aber auch nicht wirklich etwas zu berichten. Jedenfalls nicht zum Thema Krebs. Das kommt dann erst in der Woche vor Ostern – genauer gesagt in 9 Tagen – wieder intensiver auf mich zu.

Ansonsten nahm das Leben seinen ganz normalen Lauf. Nach dem letzten Eintrag im Blog bin ich am nächsten Tag wieder zur Arbeit gegangen. Die ganze Woche und praktisch ohne Pause. War zwar etwas anstrengend, aber es gab viel zu tun. Und es hat sogar Spaß gemacht. Man lenkt sich ab, weil man an alles denkt, nur nicht an den Krebs. Und das ist gut so.

In der Uni ist es zur Zeit relativ ruhig. Die Studenten sind weg, nur wenige kommen mal vorbei. Da wird sich bald wieder ändern. Dann wird es anstrengender und dann werde ich wieder ein klein wenig mehr darauf achten (müssen), dass es mir nicht zu viel wird. Wird schon werden.

Und während ich jetzt am Sonntag nachmittags so auf dem Sofa sitze und den Laptop auf meinen Beinen liegen habe, schwenken die Gedanken zurück in die beiden vergangenen Wochen. Heute ist das Wetter biestig, letzte Woche war es noch wunderschön. So konnten wir am vergangenen Samstag in unserem Garten sogar schon das erste Mal grillen. Auch solche Kleinigkeiten wie das einfache Grillen nimmt man ganz anders wahr, wenn man diesen mentalen Hintergrund mit der Krankheit hat. Man genießt das Wetter, man erfreut sich im Grillen. Es ist anders als noch vor einem Jahr.

Auch der Garten wartet wieder darauf, das er ins Frühjahr startet. Zwar war diese Woche das Wetter grausam gewesen, aber am letzten Wochenende war Gartenarbeit angesagt. Und es hat Spaß gemacht.

Im Herbst des letzten Jahres habe ich mir noch ein Hochbeet gebaut. Man wird ja älter – hoffentlich jedenfalls – und das kann man sich irgendwann nicht mehr so gut bücken. Da ist es doch besser, wenn man seine Gartenerträge ernten kann, ohne den Buckel krümmen zu müssen. Das Hochbett hat eine Größe von 1.30 * 3.60 Meter. Ich freue mich heute schon auf die erste Ernte von diesem Beet.

Meine liebe Gabi hatte mich Anfang des Jahres ganz schön durcheinander gebracht. Sie sagte, sie würde das Hochbeet entfernen, wenn ich nicht mehr leben sollte. Das war ja ganz schön heftig. Es würde sie dann zu sehr an mich erinnern. Sie komme damit nicht zurecht. Nun denn, ich habe ja gar nicht vor, von dieser Welt abzutreten. Außerdem würde es richtig schwer werden, dieses Hochbeet zu entfernen, denn ich habe das Fundament an den Stahlschienen an den Ecken etwa 80 cm tief eingearbeitet. Da rüttelt so schnell keiner was dran. Das ist bombenfest.

Ich gehe aber davon aus, dass sie es sich mittlerweile anders überlegt haben dürfte mit dem Beet. Selbst wenn ich mittelfristig von dieser Welt abtreten sollte, dann wird sie das Beet hoffentlich unangetastet lassen. Zur Not schreibe ich das in mein Testament! Aber ich habe es ja gar nicht vor, sie schon zu verlassen. Ich bleibe noch ein paar Jahre, nicht nur wegen des Hochbeets. Grins!

Wie man auf dem Bild oben sieht, gibt es aber noch ein Problem. Das Beet ist noch nicht voll. Da passt ja auch ganz schön viel rein! Viel zu viel passt da rein. Unten habe ich grobes Material eingefüllt. Alles, was im Garten so angefallen ist. So war der Stand dann am vergangenen Samstag, einem schönen sonnigen Tag. Mittlerweile habe ich noch eine Schicht mit Kuhmist drin. Da haben die Pflanzen dann auch warme Füße.

Nun aber beginnt das Problem. Denn man lebt zwar gerne in Berg, aber wenn ich an die Qualität des hiesigen Bodens denke, dann denke ich gleich wehmütig an die norddeutsche Heimat. Sowohl in meinem Heimatdorf im Kreis Gifhorn als auch in Schleswig-Holstein, wo meine kleine Schwester wohnt, ist der Boden nicht zu vergleichen mit dem, was der Boden hier zu bieten hat. Dort haben wir jeweils schweren dunklen Boden, auf dem alles sehr sehr gut wachsen kann. Das ist hier leider nicht so der Fall.

Ich werde schon eine Lösung finden! Bestimmt. Da wird dann eine Fahrt ins Kompostwerk folgen und dann wird gute Blumenerde gekauft. Es wird schon was wachsen, auch wenn man wehmütig an den Mutterboden in norddeutschen Gefilden denkt.

Da kommt mir doch eine Idee! Wie wäre es denn, wenn sich die Leser dieses Blogs am Aufbau meines Hochbeetes beteiligen? Das wäre doch eine tolle Sache. Jeder oder jede, der oder die Spaß daran hat, möge mir etwas von dem besten Boden zukommen lassen, den er oder sie zu bieten hat. Ich werde diesen Boden in meine Hochbeet einbringen. Und dann wird auf diesem Hochbeet alles wachsen und gedeihen und ich werde auf meinem kleinen Bio-Hochbeet viel ernten können. Dies alles wird dann sicherlich dazu beitragen, dass der hpm nicht nur gesund wird, sondern auch gesund bleibt.

Und? Ist die Idee gut oder ist sie gut? Ich wünsche mir, dass die Lesers dieses Blogs (aus aller Welt!) mir ihren besten Boden für mein Hochbeet schicken. Es müssen ja nicht Tonnen von Material sein. Es reicht ja schon das eine oder andere Kilo. Und ich verspreche, die Ergebnisse des Bodenmixes dann bildlich festzuhalten und hier zu zeigen.

Also: Jeder von euch kann mit seinem Bröckchen Erde dazu beitragen, dass es mir besser geht!!!!

Ich freue mich auf auf jedes kleine Päckchen, auf jedes große Paket, auf jeden mir gebrachten Eimer und auf jede andere Bodenfracht.

Hier an dieser Stelle wird berichtet werden, wie das Ergebnis lautet. Für diejenigen, die meine Anschrift nicht kennen:

Römerring 45, D-76768 Berg (Pfalz)

Ich bin mal gespannt, ob da überhaupt was kommen wird…………….

Wie man sieht, beschäftige ich mich doch mehr mit den angenehmen Dingen des Lebens. Die unangenehmen Dinge kommen nur sehr sporadisch in meinem Gedankengut vor. Hoffentlich bleibt das so. Möglichst lange!

Zugegeben, es wird wohl in Kürze wieder mal anders sein. Denn noch neunmal darf ich schlafen, dann geht es wieder in das Krankenhaus. Ich werde wohl drei Tag dort bleiben müssen oder dürfen. Man wird mir meine Speiseröhre von innen „verkochen“. Es wird wohl dieses Mal etwas weniger angenehm als bei den beiden ersten Terminen, bei denen geschnippelt wurde. Damit rechne ich jedenfalls.
Der Termin liegt wenige Tag vor Ostern. Über die Osterzeit werde ich mich dann erholen dürfen.

Andere fahren über Ostern in den Urlaub. Ich darf mich über Ostern bei Brei, Brei und Brei erholen. Jedem das, was ihm zusteht. Aber wir machen es ja gerne. Wir wissen ja, wofür es gut sein wird.

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